Mittwoch, 21. Mai 2014

Die Absage als Deutsche zur Europawahl

Die Nichtdeutschen Politiker in Europa haben die Lektion aus der Geschichte falsch verstanden, darüber hinaus haben sie die Einsichten von Tacitus nicht nachvollzogen. Die Deutschen Politiker haben – wie so oft – den Arsch eingekniffen und eine falsche Haltung zur Demokratie manifestiert. Das alles bringt Pantalone und Dottore dazu, nicht zu wählen.

Schauen wir uns das nachfolgende Bildchen einmal genauer an:

Auf der rechten Waagschale steht ein entzückendes Malteserhündchen, während sich auf der linken 13, sicherlich bissige Schäferhunde drängeln.


Die Hunde symbolisieren das Stimmengewicht der EU-Bürger, die Stimme eines maltesischen Staatsbürgers hat so viel Gewicht wie die von dreizehn deutschen Mitgliedern des Wahlviehbestandes.

Warum das so ist? Weil das mühselig in der neueren Geschichte eroberte Prinzip der Gleichheit bei der Wahl von den Nichtdeutschen Politikern aus Angst, von den Deutschen Politikern aus Demut und Demokratiedefizit aufgegeben wurde. Man stelle sich vor, 80 Millionen Deutsche würden im Europaparlament von einer Zahl von Abgeordneten repräsentiert, die genauso hoch wäre, wie die Summe der Abgeordneten von   

Schweden,
Niederlande,
Belgien,
Luxemburg,
Malta,
Dänemark,
Griechenland,
Portugal,
Estland und
Litauen

insgesamt, weil eben die Gesamtzahl der Einwohner dieser Länder auch 80 Millionen beträgt.

Wenn man nun auf die Beiträge zur Finanzierung der EU abstellt, wird man sogleich auf die mangelnde Europasolidarität verwiesen, mit Geld alleine ließe sich die Idee Europa nicht umsetzen. Dabei vergessen diese Solidaritätsheinis, dass der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg u.a. damit begann, dass die Forderung „NO TAXITION WITHOUT REPRESENTATION“ am Englischen Parlament abprallte. Warum gewährt man solchen „rotten islands“ im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne eine Stimmgewalt mit der spleenigen Begründung, sie müssten in den Abgeordneten ihre Auswahl erkennen, darum müssten über den Minderheitsschutz hinaus kleine Länder eben relativ viel mehr Abgeordnete stellen dürfen. Im Kampf um die Gleichheit in der Wahl mussten in England nicht nur die rotten boroughs ihr Übergewicht einbüßen, sondern die Forderung galt: one man, one vote!

Die Nichtdeutschen Politiker haben die Abläufe in der Deutschen Politik nach 1945 nicht gewürdigt. Die uns aufoktroyierte Demokratie ist im Volke doch mehr angekommen, als man hoffen durfte. Denn die ist ein täglich neu zu erringender Fortschritt, der bisweilen unbequem ist. Wer wissen will, ob jemand Demokrat ist, der frage ihn nicht unmittelbar danach, sondern eruiere sein Verhältnis zu seinen Kindern. Dort entpuppt sich demokratisches Denken. Und es verwundert die beiden Autoren immer wieder, wie solch ein urdemokratisches Land wie Großbritannien bei schon fast läppischen Gelegenheiten demokratische Errungenschaften aufgibt. 

Zudem reicht schon ein Blick in die Geschichte Germaniens, um keine neue Variante dessen zu entwickeln oder auszubauen, was in anderem Zusammenhang „german Angst“ genannt wird. Tacitus schildert in der Germania den Kampf und die Vertilgung des Stammes der Brukterer und bemerkt: „ .. über 60 000 fielen nicht durch römische Waffen, sondern, was großartiger ist, zur Augenweide. Möge, so bitte ich, den Stämmen bleiben und dauern, wenn nicht die Liebe zu uns, so doch wenigstens der Hass untereinander…". Ein Deutscher Europaabgeordeter der SPD wird eher mit einem französischen Sozialisten gemeinsame Sache machen als mit einem Landsmann von der CSU.

Ceterum:

Die Abscheu vor „Brüssel“ hat neben anderem die Wurzel in der Tatsache, dass sich aus der Exekutive, die letztlich dem Repräsentationsorgan verantwortlich ist, die Administrative als vierte Gewalt herausgeschält hat. Sie entfaltet gerade in der Europäischen Union ein klebrig-zäh-beharrliches Eigenleben mit der Befugnis – nur von der Exekutive der Mitgliedsländer mühsam im Zaume gehalten – zur Regulation, also letztlich zur Gesetzgebung. Dem Europaparlament gestehen die Exekutierer der Mitgliedsstaaten denn auch kaum Macht zu. Solch einen unwirksamen Haufen wollen Pantalone und Dottore nicht wählen. 

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