Mittwoch, 19. Oktober 2011

NS-Kunst

Dottores Milchbruder und Wesensverwandter hatte Mitte der 70 Jahre einen nicht ganz erfolglosen Kampf „gegen die Verbreitung der NS-Kunst“ geführt. Damals wollte sich ein Kunstvereinsleiter (Bussmann) profilieren, um Professor zu werden (was klappte), ein Professor wollte noch mehr Profil erhaschen (Kühnl), um endlich einen Ruf von außerhalb zu erlangen (was nicht gelang). Diesmal ist es anders:

Werke der Bildenden Kunst haben wie jeder Gegenstand aus der Vergangenheit den Nachteil, nicht beliebig vermehrbar zu sein. Die zunehmende Prosperität und der weltweite Prestigedrang haben das Bedürfnis nach repräsentablen Werken gesteigert. Die Kunst vor 1800 ist meist in festen Händen, selten genug taucht etwas aus irgendwelchen Magazinen oder Lagern auf, jedenfalls viel zu wenig, um die Bedürfnisse des „Marktes“ zu befriedigen und die Umsätze der Kunsthändler zu stabilisieren. Also sann man nach und seit gut 20 Jahren floriert zuerst die Literatur über, dann der Handel mit den Erzeugnissen des 19. Jahrhunderts, also mit der ganzen Masse der akademischen Scheiße.

Wenn auch die damals tätigen Maler fleißig waren, ein weitschauender Kunstkaufmann blickt in die Zukunft und er wird wiederum vom HORROR VACUI überfallen, was verscherbeln wir denn dann? Zwar waren auch die Künstler zwischen 1933 und 1945 fleißig, aber ist das durchsetzbar auf einem Markt, der der Verlogenheit der political correctness folgt? Diesmal also wurde es schlauer angefangen, nicht zwei einzelne Hanseln werden vorgeschickt, sondern nun sind es Bataillone von ernsthaften Wissenschaftlern. Es geht um „Aufarbeitung“, die auf „Fachtagungen“ zelebriert wird. Basis der Beschäftigung mit dem läppischen Mist sind sechs Fotoalben, die „professionell“ von den Ausstellungen 1937 bis 1944 erstellt wurden. Aber alle Gespräche und Erkenntnisse sind und bleiben unwirksam; wichtig ist der Bruch der Staumauer, schon bald werden die Errungenschaften der faschistischen Kunst über uns herrollen, natürlich mit ernstem und verständnisheischenden Gebaren der Verkäufer versoßt. Die sechs Fotoalben werden – in kleinster Auflage versteht sich – nachgedruckt werden, darin abgebildet zu sein, ist der zukünftigen Ariernachweis für den Kunsthandel. Die Scham ist nach 65 Jahren verflogen, hoch lebe der Umsatz. Jedes andere Wort darüber ist verlogen.

Denn betrachtet man sich diese Bilder, so atmen sie die gleiche läppische Harmlosigkeit der Kunstwerke ihrer Großväter. Merckers Bild der „Granitbrüche Flossenbürg“ muss mit dem verbalen Zusatz versehen werden, ein Teil der abgebildeten Figuren seien KZ-Häftlinge, um das erstrebte Schauern hervorzurufen. Herr Gerling war da direkter, er hat ungebrochen durch 1945 die faschistische Kunst verehrt. Er ist also das Vorbild unserer Kunsthändler und ihrer Entourage, den Wissenschaftlern.      

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