Dienstag, 11. November 2014

Freiheit schöner Götterfunken

Angenommen, die Regierung der Bundesrepublik Deutschland beabsichtigte, ein Propagandaministerium einzurichten, in dem sie Bundespressestelle, die Bundeszentralen für Politische Bildung (schon dass solch eine Institution existiert, ist in einer Demokratie falsch) und für gesundheitliche Aufklärung vereinigt und ausbaut. Dottore würde dem entgegenstehen und mit Meister Röhrich behaupten: „Das tut nich Not!“

Ein markanter Satz eines ehemaligen Ministers in Deutschland lautet: „Das Volk kann mit oder ohne Stimmrecht immer dazu gebracht werden, den Vorstellungen der Entscheider zu folgen. Das ist ganz einfach. Man braucht nichts zu tun, als dem Volk zu sagen, es würde angegriffen, und den Pazifisten ihren Mangel an Patriotismus vorzuwerfen und zu behaupten, sie brächten das Land in Gefahr. Diese Methode funktioniert in jedem Land.“

Ein Propagandaministerium ist in der Bundesrepublik nicht notwendig, weil die Presse sowieso schon gleichgeschaltet ist, jedenfalls so handelt, als wären ihr entsprechende Instruktionen erteilt worden. Von dem Begriff Presse sind hier auch die sog. Nichtprintmedien umfasst, also alle Unternehmungen, die sich auf die Pressefreiheit berufen können. Gut, es gibt Ausnahmen, aber die stehen nur am Rande, zählen nicht zu den Meinungsmachern.

Dieses Pauschalurteil gründet sich auf die Berichterstattung und Kommentierung aller derjenigen Vorgänge, die sich in der Ukraine abspielen. Ohne Zweifel: Putin ist keine Lichtgestalt, sein Vorgehen stammt aus seiner Praxis als subversiv arbeitender Geheimdienstmitarbeiter. Aber, solche Fortdauer scheinbar erfolgreicher Handlungsmethoden gibt es weltweit. Die USA versuchen es mit der Ausweitung der Wildwestregeln, setzen Kopfgeld aus, glauben an die Denkfigur der Hydra, aber die Welt ist komplizierter. In China versucht die sich „K“PCh wähnende Nomenklatura ihre mittelalterlichen Vorstellungen mit Wortverdrehungen und undialektischem Denken durchzusetzen, aber die sozial-ökonomischen Bedingungen der Gesellschaft werden diese Art von Herrschaft obsolet machen. So macht denn die Einigkeit im Falschen Putins Weise des Vorgehens nicht richtiger. Jedoch, welche Wahl wäre ihm geblieben? Hätte er nicht die dritten Kolonnen, denen auch zweite folgten, losgeschickt, der Zugang zum Schwarzen Meer wäre nur noch über den Golf von Taganrog möglich oder aber unter der Kontrolle der Nato durch die Ukraine zu den Flottenstützpunkten der Krim. Die Agierenden auf dem Maydan sind nun auch nicht alle unterstüzungswürdige Freiheitskämpfer gewesen. Doch wenn dieser Ruf ertönt, dann sausen die Kämpfer für die Freiheit los und singen:

Freiheit die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
Komm mit deinem Scheine,
süßes Engelbild! 

Schon vor langer Zeit erkannten die Inder, dass die Bekehrungsversuche englischer Missionare nicht auf ihr Seelenheil zielten, sondern diese waren nur Protagonisten der englischen Bourgeoisie, was in die Formel mündete: They say Christ and mean cattoon. Genauso wie die BRD die DDR vereinnahmte, genauso wollte Europa sich der Ukraine bemächtigen, der Schein der Freiheit ist eben doppeldeutig. Dummerweise stieß es dabei auf einen wachsamen, wenngleich unsympathischen Putin. Abgeriegelte Einflusssphären mit entsprechender Ideologie gibt es schon lange, die seit 1823 inthronisierte Monroe-Doktrin wird am striktesten bewacht. Wieso soll Russland dulden, dass nahe seiner Weichteile gierige Hände herumwühlen?

Es versucht zu haben, war sicherlich kein Fehler, aber nach dem Scheitern die Gegenseite verteufeln, ist schäbig und unwürdig. Nachdenklich stimmt dabei nur, dass „die Presse“ in das Klagegeheul einstimmt. Es war schon immer bequemer, die Gegenseite zu diffamieren, denn die eigenen Fehler zu erkennen oder gar auszusprechen.

Ach, ja: der Satz des früheren Ministers stammt von Göring, das kursiv Geschriebene wurde umgeändert, um das bis zum Ende der Lektüre zu verschleiern.

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