Donnerstag, 6. März 2014

Kriege führen - Revolutionen anzetteln

Es ist nicht überraschend, aber letztlich immer wieder interessant, wie sich eine politische Haltung in einem Satz offenbart. Die FAZ war jahrzehntelang eine keifende Konservative, seit geraumer Zeit hat sie das Keifen abgelegt, aber nur das.

Der böse Wolf war beim ersten Versuch, der Geißlein habhaft zu werden, ohne jegliche Camouflage, er hatte keinen Erfolg. Beim zweiten Mal hatte er viel Kreide gefressen, um seiner Stimme ein lieblicheres Timbre zu geben, aber seine schwarze Pfote verriet ihn. Diese verbarg er dann unter Teig und Mehl, immerhin konnte er daraufhin sechs der sieben Geißlein fressen, weil eben ein Wolf Wolf bleibt.

Nun gibt es keinen erzreaktionären F.K. Fromme mehr, dafür einen Welterklärer wie Schirrmacher, dessen Mund beim Sprechen leichte Kreidestaubwolken entfleuchen. Wer sich im Fremdschämen üben wollte, der hätte mal seine Eloge auf seine frühere Schule lesen sollen.

Die schwarze Pfote jedoch schimmert immer wieder durch, denn wer in dem Wolfpelz sitzt, denkt wölfisch, ist letztlich zur perfekten Camouflage unfähig. Hält er doch sein verschrobenes Weltbild für richtig, kann also kaum verstehen, warum schwarze Pfoten nicht anziehend sind.

Jüngst wurde in einem Aufsatz des Hans Carl von Carlowitz gedacht, der der Erfinder der Nachhaltigkeit sein soll. In dem Artikel stand der Satz: „Dazu musste er keine Kriege führen und keine Revolutionen anzetteln.“

Man erfährt also dadurch, dass Kriege etwas großartig Gestaltetes sind, gibt es doch einen Führer in ihm. Die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist eine Führungsaufgabe, die Verstand und Umsicht erfordert. Zwar haben wir Deutsche bei dem letzten angezettelten Krieg trotz des entsprechenden Namens des Geranten nichts von wirklicher Führung gemerkt, aber einer Festen Sicht auf die Geschichte bleibt die FAZ verhaftet.

Revolutionen dagegen werden nicht mit einer Niederschrift auf dem großen Blatt der Geschichte eingeleitet, sondern auf kleinen Papierchen, die wir ansonsten nur als Folge der Misshandlung von Kritikerblöcken kennen. Abwertend spricht man bei einem Konvolut von Unterlagen meist von Zettelkram, Ungeordnetes, Unüberlegtes, gar Falsches befindet sich auf den winzigen Blättchen. Gesellschaftliche Umwälzungen erscheinen so als unrühmliche Ereignisse, wahrscheinlich auch deswegen, weil sie nicht so viel Leid wie die Kriege verursachen. 

Veränderungen in der Gesellschaft durch eine Vielzahl von Bürgern sind Konservativen ein Graus. Der Einzelne schafft das durch seine Visionen und Tatkraft besser, meinen die Ewiggestrigen, Lernresistenz ist eben eine der Vorrausetzung für Konservatismus. In Analogie zu der Ausrichtung des lange Zeit erfolgreichen Österreichs möchte man da sagen: 

SCRIPTA GERANT ALII, TU MISERABILIS UNIVERSA TACE!

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