Donnerstag, 10. Januar 2013

Gegreine um Suhrkamp


Nie wird Dottore den Augenblick vergessen, als er in das Schaufenster der Universitätsbuchhandlung Bouvier in Bonn schaute und den ersten Regenbogen sah, die ersten Bücher der edition Suhrkamp. Edles Design war mit erlesenen Autoren zu einer Einheit verbunden, jedes der Bücher wollte er haben. Seine wirtschaftliche Lage als Student setzte dem Grenzen. Dottore erlebte wohl einen Paradigmenwechsel, ein Begriff der zeitgleich auftauchte. 

Dem abtretenden Adenauer wurde von einer neuen Kultur  der Abgesang erbracht. Bis dato hatten die rot-gelben RoRoRo-Extras geholfen, das Unbehagen zu verbalisieren. Nun aber vermittelten die gebündelten Suhrkampautoren dem Bürger die Worte und die Gedanken,  seine Kritik an der sozialen Wirklichkeit treffend zu fassen. War RoRoRo noch aufmüpfig und nur unbequem, so läutete die neue Reihe die Zeit umfassender Kritikmöglichkeit ein. Müller-Bentmann, Die Villa als Herrschaftsarchitektur, hat den Geist des Umdenkens in weite geisteswissenschaftliche Bereiche gebracht, nicht nur in die Kunstgeschichte.

Dann kamen unruhige Jahre, Jahre auch des Lesens und Diskutierens, der Suhrkampverlag hat an der nicht vollzogenen, weil eben unmöglichen Revolution gut verdient, sehr gut sogar. Aber man war immer noch scharf hinter dem Geld her: Als Dottore die ihm beim Erscheinen der Hegelausgabe zugesagten kostenlosen Registerbände einforderte, da erhielt er einen langen Bettelbrief, wie teuer das alles nun geworden sei, man biete die zwei Bände zum Sonderpreis an. Bis sie eintrafen, waren sie teurer als regulär im Laden gekauft.

Der Unseld hat gute Bücher gemacht, gut verdient, nur hat den gleichen Fehler gemacht wie Willy Brandt, er hat im Alter die falsche Frau geheiratet. Solange das seine Privatsache war, blieb das unerheblich, nur Frau Schmidt gelüstete nach mehr. Da hat es die Familie Schwarz (Lidl) schlauer machen lassen: Es gibt eine Stiftung, die vor der Familie sicher ist, und eine Familie, für die die Stiftung aufkommen muss. Dynastische Erwägungen kommen bekanntlich als Möglichkeiten der Zukunftsgestaltung nur in Monarchien und Nordkorea vor, wenngleich die jüngeren Erkenntnisse aus China ähnliches fürchten lassen.

So also wurde die Institution verzockt, nach dem Klassiker-Verlag, der aufwendig, aber nützlich war, dann der Religionsverlag, der die Notwendigkeit eines Halsgeschwulstes bei Jodmangel hatte. Aus der Warte des in der Loge des Alters sitzenden Beobachters ruft Dottore:

Ihr Wissenschafts- und Belletristikautoren habt keine Angst, der Wechsel ist unvermeidlich! Ein Verlag ist keine Institution, sondern ein Wirtschaftsbetrieb, dessen Ideologie die Förderung der, das Teilhaben an und das Leben in der Kultur ist. Dabei geht es schlicht um Kohle. Also der Verlag wird unbedeutender werden, andere Verleger werden die Netze auswerfen, kurz: der Wechsel ist auch im Verlagswesen das beständige. 

Don´t cry for suhrkamp, Habermas!

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