Sonntag, 12. Juli 2015

Uralt, Kürzlich und Jetzt

Seit uralten Zeiten fließt der Mäander durch ein Tal, das nach ihm benannt wurde. Seine Windungen machten ihn zum Gattungsnamen, zumal die damaligen Anwohner noch ein Ornament nach seinen Formen schufen. Heute hat die DSI ihn gebändigt. Wenn man ab Söke nach Süden durch das Tal fährt, kam man mehr als 10 km auf gerader Strecke zurücklegen, bis man zum gegenüberliegenden „Ufer“ gelangt. Dabei passiert man eine Brücke, unter der ein Bach dahingleitet. „Das soll der Mäander sein?“ denkt jeder, auch der Kundige, zu armselig ist dies Gewässer, das dieses riesige Tal in historischer Zeit vom Meer in Land verwandelte. Aber die Menschen haben dabei geholfen, durch Rodung und andere Intensivnutzung gaben sie dem Fluss die Möglichkeit, Schwemmgut zu erlangen.

Kürzlich nun kam irgendein moderner Investor auf die Idee, vom orientalischen Marktgefüge abzuweichen, er ließ zwei Kilometer südlich von Söke eine weitläufige Ansammlung von Gebäuden errichten, in denen angebliche Schnäppchen feilgeboten wurden, eine riesige Outletstation (die meisten Waren stammten aus Bangladesch, denn das Wirtschaftsgefälle wird in jeder Höhendifferenz genutzt). Die Besucher mussten mit dem Auto dorthin fahren, sie waren hungrig und die Autos bedurften des Treibstoffes, also siedelten eine Tankstelle nebst zweier Fastfoodversorgungsstellen amerikanischer Provenienz sich dort an.

Jetzt aber ist der Rausch verflogen. Die Gebäude stehen meist leer, die Tankstelle liefert hauptsächlich an vorbeifahrende Reisende ihre Ware, nur noch eines der zwei unseligen Lokale für infantile Nahrung existiert dort. Die Reste des anderen hat Pantalone aufgenommen, das Bild zeigt die schäbige Wirklichkeit, die übrigens in der Sache selbst schon bestand, als irgendjemand noch in zwei goldenen Bögen dachte. Sic transit merda mundi. 


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