Samstag, 28. Juli 2012

Nicht nur Frauen und Männer, auch Norden und Süden verstehen sich nicht


Griechenland braucht wieder frisches Geld, angeblich (das wird einmal in Ziffern geschrieben) € 30 000 000 000,00, die werden die Südländer wohl von den schlabbrigen Nordeuropäern auch erhalten. Wieder gegen das Versprechen, weiterhin zu sparen und die Infrastruktur in Ordnung zu bringen. Pantalone und Dottore unisoni sind davon überzeugt, dass die maßgeblichen Gesprächspartner auf der griechischen Seite fest, auch in ihrem tiefsten Innern, bei der Verabredung davon ausgehen, die Gegenleistung werde das Land erbringen. Aber schon beim Rückflug von Brüssel nagen die ersten Zweifel an ihnen, berechtigterweise! Dimitris bringt das in seinem Wahlkreis nicht durch, Nikolas steht beim Kreis der Bauxitproduzenten im Wort, Pavlos droht der Ausschluss aus der ihn bis dato stützenden Gewerkschaft. Und in Athen ist alles vergessen, zumal das Geld wieder in die Kassen der Banken im Norden fließen wird, so werden aus Staatsgeldern Bankzinsen.

Die im Norden verstehen die im Süden nicht. Das geht nur so:

„Ihr wollt die € 30 Milliarden, die bekommt Ihr auch, aber in Raten. Und zwar: 1 Milliarde, wenn Ihr ein funktionierendes Grundbuchsystem eingeführt habt – und wir dessen Funktionieren kontrolliert haben. 1 Milliarde, wenn Ihr von jedem Swimmingpoolbesitzer eine Sonderabgabe von € 7.500,00 beigetrieben habt – und wir das kontrolliert haben. 1 Milliarde, wenn Ihr in Thessalien eine funktionierende Finanzverwaltung aufgebaut habt, ohne einen einzigen neuen Mitarbeiter einzustellen, und erste Steuern verbucht habt – und wir das kontrolliert haben. Weitere 12 Milliarden jeweils dafür, wenn Ihr das gleiche in den 12 anderen Regionalbezirken geschafft habt– und wir das kontrolliert haben. 1 Milliarde, wenn eine effiziente statistische Institution aufgebaut ist – und wir das kontrolliert haben. Die Bedingungen für die restlichen 15 Milliarden denken wir uns nach den kommenden Gegebenheiten noch aus!“
„Das ist mit dem Stolz des griechischen Volkes und der Souveränität des griechischen Staates nicht vereinbar!“
„Wenn man unter Souveränität die Fähigkeit zur Selbstbestimmung begreift, dann bestimmt doch selbst. Ihr wollt Geld, weil Ihr über Euch nicht mehr selbst bestimmen könnt! Wäret Ihr nicht abhängig, dann wäret Ihr nicht hier in Brüssel, sondern könntet in Athen über Eure Kasse selbst bestimmen.“
„Aber der Stolz der Griechen erträgt das nicht.“
„Stolz ist kein andauernder Zustand, sondern allenfalls ein immerwährendes Ziel. Zum Stolz werden die Griechen berechtigt sein, wenn Steuerzahlen wieder eine erstrebenswerte Tugend ist, der man geachtet nacheifert. Ihr beruft Euch auf bei vielen Gelegenheiten auf die Bewohner des antiken Griechenlands. Nehmt Euch an ihnen ein Beispiel: auf vermögenden Menschen lastete die soziale Pflicht, die zugleich auch eine Ehre war, bestimmte finanziell aufwändige Unternehmen für Staat und Gesellschaft zu übernehmen, die Liturgien. Man unterhielt dann eine Triere für die Flotte, deren Ruderer trainiert werden mussten, man sponserte eine Theateraufführung. Das zeichnete die Griechen damals aus, darauf beruhte ihr staatsbürgerlicher Stolz. Aber auch das wurde kontrolliert, beispielsweise bei Salamis und in Plataiai.“
„Wir merken, Ihr wollt uns nicht verstehen.“
„Wir verbinden die Hingabe des Geldes nicht mit Forderungen, die außerhalb der Wirtschaft liegen, so wir verlangen beispielsweise nicht die vernünftig erscheinende Anerkennung Mazedoniens. Wir bleiben geneigt und umgänglich, sind aber von nun auch entschieden und eindeutig, das schulden wir nämlich unseren Souveränen, den Völkern unserer Bürger.“

Wetten, das würde klappen!

Es ist schon schlimm, wenn man gezwungen ist, reaktionär zu denken oder gar zu handeln. Aber 10 % des angesammelten Privatkapitals der bislang faktisch von den Steuern befreiten Griechen reichte aus, um das Land aus der Misere zu befreien, wo ist da der vaterländische Stolz? 

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