Dottores Mutter hatte einen Großonkel, der aus einer
zutiefst bürgerlichen Familie stammte. Demgemäß schwängerte er als
Siebzehnjähriger das Hausmädchen, entfloh nach Paris. Später dann war er für
ein großes deutsches Unternehmen in China und Japan tätig, er hieß in der
Familie nur der China-Onkel. Zahlreiche Souvenirs aus Ostasien erinnern an ihn,
der weißhaarig und gebrechlich dem Luftmarschall Harris zum Opfer fiel.
Dottores Großmutter brachte er einen Kimono mit, der zweimaliges „Ausbomben“ in
Köln nur schwer überstand, diese zwei Tauben blieben erhalten.
Das für Dottore schönste Mitbringsel stand in Rheydt im
Garten anderer Verwandter, es war eine Miniaturlandschaft, deren Mittelpunkt das
Modell eines japanischen Hauses aus Bronze war, Dottore musste damals richtiggehend
fortgerissen werden, nicht sattsehen konnte er sich daran – für ihn: ein frühes
„Haus über dem Wasserfall“. Die Erinnerung daran stieg wieder auf, als Dottore –
durch die Bilder Burgers in Lykien angeregt – sich mit dem Hofphotographen
Burger beschäftigte. In dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek
sind dessen Bilder zu finden, hier vor allem diejenigen, die er auf seiner
Japanreise machte. Neuerdings sind Zweifel an der Autorschaft Burgers an diesen
Bildern aufgekommen, das ist Dottore aber gleichgültig. Diese Bilder unterscheiden
sich grundlegend von den süßlichen oder respektlosen Bildern anderer Fotografen,
die wie Beato und andere zu dieser Zeit Japan besuchten. Wenn Burger diese
Bilder usurpierte, dann bewies er Geschmack und Einfühlungsvermögen. Zuerst die
Bilder von Bauwerken oder Landschaften:
Aber auch die Menschen sind auf den Bildern so
wiedergegeben, das man Burger für einen Vorläufer von Sander halten möchte.
Wenn nur die Nationalbibliothek sie größer zugänglich machte!
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