Wer im April sicher in die Sonne will, kann beispielsweise eine einwöchige Reise für € 149 in die Türkei buchen, er wird dabei nicht nur durch Kappadokien gehetzt, sondern er hat auch das Vergnügen, in einer „Teppichmanufaktur“, in einem Schmuckladen und in einem Ledershop seine Standfestigkeit gegen involvierenden Kaufdruck zu beweisen. Ist er nicht orienterfahren, so wird er unterliegen.
Man kann aber auch für relativ kleines Geld sich alleine, also selbstorganisiert auf die Reise begeben, ich schlage Lykien vor. Man landet in Antalya, hat vorher dort ein Auto gemietet und fährt sofort in westliche Richtung aus dem „Land aller Stämme“, aus dem mittlerweile überlaufenen Pamphylien weg. Lykien hat hohe, teilweise bis in den Mai hinein mit Schnee bedeckte Berge. Unten liegen antike Reste, es ist so wie im Allgäu im Juni, nur eben toller. Als Vororientierung kann man die einzelnen Stätten in „Histolia“ besehen und danach seine Route einrichten. Das Tal des Xanthos beginnt mit Tlos, wasserreich und grün. Es folgen Ausflüge nach Pinara, Sidyma, Xanthos, Letoon, Pydna und Patara, nur mit den Hotels haperts es etwas im nördlichen Bereich des Tales. In Xanthos ist in der Bischofskirche meist der schützende Sand über dem opus sectile verweht, in Letoon kann man die Metamorphose der Bauern in Frösche (quamvis sint sub aqua, sub aqua maledicere temptant) nachvollziehen, ein Theater gibt es auf einer ehemaligen Insel auch.
Die Südküste Lykiens wird von Myra, der Bischofssitz des Heiligen Nikolaus, beherrscht. Die Türken waren in Not: Jeder Russe, der in die Türkei reist, will dorthin, wo der große Heilige tätig war. Aber wie nennt man ihn korrekt? Agios Nikolaos wäre richtig, ist aber zu sehr griechisch. Aziz Nikolas ginge, aber Aziz ist der Zusatz zu einem moslemischen heiligen Mann, also geht das doch nicht. Man fand eine Mischung zwischen dem amerikanischen Weihnachtsmann, dessen französischer
Umformung und einem vertrauten türkischen Namensbestandteil, es lacht einen in Myra eine pausbäckige, weißbärtige Gestalt an, die sich Baba Noël nennt. Ich rege die Vermeidung dieser Konfrontation an, fahren Sie das Tal der Myros aufwärts und schauen sich in dem großen Quertal dahinter die Kirche von Dere Agzy an; ich habe dort meiner Leidenschaft gefrönt, alte Photos nachzustellen. Das kopierte Bild wurde 1854 aufgenommen.
Alle übrigen Ziele müssen Sie selber ausfindig machen. Vielleicht haben Sie sogar Glück und treffen mich dort!
Ceterum: Dieser Text ist, wie man leicht am lateinischen Zitat erkennen kann, von Dottore!!
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