Das weltweite Netz hatte
einen herrschaftsfreien Ansatz, es war fast anarchisch. Jedoch die herrschende
Wirtschaftsform nebst Sozialverknüpfung, dazu verbunden mit regionaler Tyrannei,
haben dazu geführt, dass immer mehr Einschränkungen um sich greifen, diese
Beschränkungen werden als angebliche Rechte uns angedreht. War es vor Jahren
noch überall möglich, sich fröhlich schöne Bilder herunterzuladen, so treten
zunehmend Okkupationen auf, die früher Freies mit ihrem Herrschaftsanspruch
belegen.
Die Library of Congress bietet
das nachfolgende Bild seit langem in seiner Galerie an, wer sich daran satt
sehen will, kann es herunterladen. Es gibt dabei drei Größen, die mittlere
gewährt schon den genauen Blick auf Einzelheiten; diese hat sich Pantalone
vorgenommen.
Der Rahmen, mit dem die
Quelle die Aufnahme umgeben hat, ist grau-oliv, entbehrlich. Also wird das Bild
herausgeschnitten, allerdings bleiben kleine Streifen des Rands vorab
erhalten. Eine Anhebung des Kontrastes lässt allerdings auch die Macken des
Bildes stärker hervortreten.
Da das zahlreiche Laub auf
dem Bild in einer sepiafarbenen Einheitssoße dahinfächelt, ist eine weitere
Differenzierung angebracht. Der Himmel ist zum einen von äußeren Schäden
übersät (über der Irenenkirche), zum anderen sind die Helligkeitsunterschiede
doch sehr beträchtlich und ikonografisch nicht nachvollziehbar.
Es muss also das vorgenommen
werden, was Pantalone als „Himmelputzen“ bezeichnet, es ist auf diesem Bild
leicht möglich, weil das Laub der Bäume nicht bis zum Bildhorizont reicht, da
dann „Goldschmiedearbeit“ nötig wäre. Also wird in einem weiteren Schritt ein
Himmelsfarbton angesammelt, und dann die weite Fläche damit gereinigt.
Jedoch muss nun mit erheblich
verkleinerten Werkzeugen gearbeitet werden, damit die Struktur der
Horizontlinie exakt erhalten bleibt und sich nach der Bearbeitung präzise vom
hellen Hintergrund abhebt.
Nachdem dies erreicht ist,
geht es konsequenterweise nun an die „inneren“ Macken des Bildes. Bei dieser
Retouche sind zwei Arten von Fehlern zu unterscheiden: Schäden, die aus der
Behandlung des Bildes in seiner langen Geschichte herrühren (A), Fehler, die bei
der Herstellung des Abzuges entstanden sind (B). Ein Beispiel für A ist die
kleine weiße Macke, die in dem Laub des Gewächses sichtbar ist, das die Mauer
des Serails überwuchert. Die Papiere für die Abzüge wurden noch nicht
industriell hergestellt, so sind schon in der Vorlage kleinste Fehler
vorhanden, die bei der Belichtung verhinderten, dass es ein makelloses Abbild
des Negativs gab, hier haben sich u.a. Körner gehalten, die ziemlich in der
Mitte des Bildes sichtbar sind. Im Vordergrund des Bildes ist die Hadschi
Beschiraga Moschee zu sehen, im Dach der Abgrenzung zu den dahinterstehenden
Holzhäusern und ein wenig links daneben haben diese Unfeinheiten diesem Abzug
eine höchst individuelle – negative – Ausgestaltung verschafft. Sie und ihre
anderen, kleineren Kumpane waren zu tilgen. Auch wurde das gesamte Bild etwas
gestreckt, um die verbliebenen Reste des Rahmens wegfallen zu lassen.
Es steckt nun etwas Arbeit
von Pantalone in dem Bild, jedoch rechtfertigt diese nicht, sich nun die
Aufnahme anzueignen, denn die Arbeit den wirklichen Autoren ist mit dem
heutigen Optimieren nicht vergleichbar, auch wenn die Urheberrechte der längst
verblichenen Schöpfer des Bildes auch längst erloschen sind. Das nachfolgende
Bild mit der besitzergreifenden Einfügung des Namens ist daher als falsch
durchgestrichen.
Was aber machte
Photographium?
Offenbar haben sich die
dortigen Verwerter von der Library of Congress die große Version
heruntergeladen. Auch ihnen fiel der fleckige Himmel auf. Sie haben ihn „auf
alt gefleckt“ gereinigt, auch in die kleinsten Zinnen hinein, da ist nichts zu
beanstanden. Jedoch die individuellen inneren Macken haben sie nicht beseitigt,
ihr Erwerbstrieb hinderte sie daran. Denn sie mussten schnell und nicht sehr
präzise die wirkliche Urheberschaft des Bildes verschleiern, Benennung des
Bildes und die Aufschrift der Autoren wurden beseitigt. Dafür prangt jetzt ein
großes Wasserzeichen, das auf das Unternehmen hinweist. Das ist der moderne Raubtierkapitalismus.
Sicher kann man des
geschilderten Ablaufes bei Ph… deswegen sein, weil zum einen die ausführliche
Bezeichnung des Bildes durch die Library of Congress übernommen wurde, zum
anderen eben deswegen, weil das Bild durch seine inneren Macken individuell
bestimmt ist. Wem gehört die Welt? Den Unverfrorenen? Doch hoffentlich nicht.
„Na, Pantalone, sinds nun
genug Bilder?"
"Also Dein Text gefällt mir, das muss ich zugeben. Allerdings ist er fern des herrschenden Rechts, wie sollte ich sonst Handeltreiben!“
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