Montag, 3. Juni 2013

Sebah 2013

Das weltweite Netz hatte einen herrschaftsfreien Ansatz, es war fast anarchisch. Jedoch die herrschende Wirtschaftsform nebst Sozialverknüpfung, dazu verbunden mit regionaler Tyrannei, haben dazu geführt, dass immer mehr Einschränkungen um sich greifen, diese Beschränkungen werden als angebliche Rechte uns angedreht. War es vor Jahren noch überall möglich, sich fröhlich schöne Bilder herunterzuladen, so treten zunehmend Okkupationen auf, die früher Freies mit ihrem Herrschaftsanspruch belegen.

Die Library of Congress bietet das nachfolgende Bild seit langem in seiner Galerie an, wer sich daran satt sehen will, kann es herunterladen. Es gibt dabei drei Größen, die mittlere gewährt schon den genauen Blick auf Einzelheiten; diese hat sich Pantalone vorgenommen.


Der Rahmen, mit dem die Quelle die Aufnahme umgeben hat, ist grau-oliv, entbehrlich. Also wird das Bild herausgeschnitten, allerdings bleiben kleine Streifen des Rands vorab erhalten. Eine Anhebung des Kontrastes lässt allerdings auch die Macken des Bildes stärker hervortreten.


Da das zahlreiche Laub auf dem Bild in einer sepiafarbenen Einheitssoße dahinfächelt, ist eine weitere Differenzierung angebracht. Der Himmel ist zum einen von äußeren Schäden übersät (über der Irenenkirche), zum anderen sind die Helligkeitsunterschiede doch sehr beträchtlich und ikonografisch nicht nachvollziehbar.


Es muss also das vorgenommen werden, was Pantalone als „Himmelputzen“ bezeichnet, es ist auf diesem Bild leicht möglich, weil das Laub der Bäume nicht bis zum Bildhorizont reicht, da dann „Goldschmiedearbeit“ nötig wäre. Also wird in einem weiteren Schritt ein Himmelsfarbton angesammelt, und dann die weite Fläche damit gereinigt.


Jedoch muss nun mit erheblich verkleinerten Werkzeugen gearbeitet werden, damit die Struktur der Horizontlinie exakt erhalten bleibt und sich nach der Bearbeitung präzise vom hellen Hintergrund abhebt.


Nachdem dies erreicht ist, geht es konsequenterweise nun an die „inneren“ Macken des Bildes. Bei dieser Retouche sind zwei Arten von Fehlern zu unterscheiden: Schäden, die aus der Behandlung des Bildes in seiner langen Geschichte herrühren (A), Fehler, die bei der Herstellung des Abzuges entstanden sind (B). Ein Beispiel für A ist die kleine weiße Macke, die in dem Laub des Gewächses sichtbar ist, das die Mauer des Serails überwuchert. Die Papiere für die Abzüge wurden noch nicht industriell hergestellt, so sind schon in der Vorlage kleinste Fehler vorhanden, die bei der Belichtung verhinderten, dass es ein makelloses Abbild des Negativs gab, hier haben sich u.a. Körner gehalten, die ziemlich in der Mitte des Bildes sichtbar sind. Im Vordergrund des Bildes ist die Hadschi Beschiraga Moschee zu sehen, im Dach der Abgrenzung zu den dahinterstehenden Holzhäusern und ein wenig links daneben haben diese Unfeinheiten diesem Abzug eine höchst individuelle – negative – Ausgestaltung verschafft. Sie und ihre anderen, kleineren Kumpane waren zu tilgen. Auch wurde das gesamte Bild etwas gestreckt, um die verbliebenen Reste des Rahmens wegfallen zu lassen.


Es steckt nun etwas Arbeit von Pantalone in dem Bild, jedoch rechtfertigt diese nicht, sich nun die Aufnahme anzueignen, denn die Arbeit den wirklichen Autoren ist mit dem heutigen Optimieren nicht vergleichbar, auch wenn die Urheberrechte der längst verblichenen Schöpfer des Bildes auch längst erloschen sind. Das nachfolgende Bild mit der besitzergreifenden Einfügung des Namens ist daher als falsch durchgestrichen.


Was aber machte Photographium?

Offenbar haben sich die dortigen Verwerter von der Library of Congress die große Version heruntergeladen. Auch ihnen fiel der fleckige Himmel auf. Sie haben ihn „auf alt gefleckt“ gereinigt, auch in die kleinsten Zinnen hinein, da ist nichts zu beanstanden. Jedoch die individuellen inneren Macken haben sie nicht beseitigt, ihr Erwerbstrieb hinderte sie daran. Denn sie mussten schnell und nicht sehr präzise die wirkliche Urheberschaft des Bildes verschleiern, Benennung des Bildes und die Aufschrift der Autoren wurden beseitigt. Dafür prangt jetzt ein großes Wasserzeichen, das auf das Unternehmen hinweist. Das ist der moderne Raubtierkapitalismus.


Sicher kann man des geschilderten Ablaufes bei Ph… deswegen sein, weil zum einen die ausführliche Bezeichnung des Bildes durch die Library of Congress übernommen wurde, zum anderen eben deswegen, weil das Bild durch seine inneren Macken individuell bestimmt ist. Wem gehört die Welt? Den Unverfrorenen? Doch hoffentlich nicht.

„Na, Pantalone, sinds nun genug Bilder?"
"Also Dein Text gefällt mir, das muss ich zugeben. Allerdings ist er fern des herrschenden Rechts, wie sollte ich sonst Handeltreiben!“

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