Erst war die Eisschnellläuferin Pechstein Opfer der
Sportbürokraten, jetzt ist die Nachgabe im Sportrecht ihr gegenüber das Bauernopfer
für den Erhalt der Sportjustiz. Wir leben im Zeitalter der Parallelwelten, jede
Sparte des menschlichen und sozialen Daseins hält sich für dessen Gesamtheit,
es gibt „die Wirtschaft“, „den Markt“, „die Kultur“ und eben „den Sport“. Um sich nicht nur so zu fühlen, sondern auch
um so zu sein, bedarf man mehr, etwas von der Macht dessen, was über die Gesellschaft
hinausgeht, man braucht die Kompetenz des Staates. Der Sport hat es im
finanziellen Bereich schon teilweise geschafft, große Veranstaltungen werden
von dem IOC und der FIFA nur vergeben, wenn die entsprechenden Länder sich mit
der Werbewirkung solcher Meisterschaften in ihrem Lande zufrieden geben; zuvor
müssen sie mit erheblichem Aufwand die Sportstätten herstellen, die Einnahmen
fließen unversteuert den internationalen Kartellen zu, so als säßen dort überall
verkappte Marxisten, die den Lehrsatz beweisen wollten, das Gewinne
privatisiert, Verluste vergesellschaftet werden.
Eines fehlt aber derartigen Institutionen noch, die
Dritte Gewalt, die Justiz. Wie werde ich nun Unterworfener einer Justiz bar
jeglicher demokratischer oder auch nur staatlicher Rechtfertigung? Nun, als
jemand, der den finanziell bisweilen, körperlich fast nie erfolgreichen Versuch
unternimmt, im Bereich des Sport dadurch zu Geld zu kommen, dass man sich
körperlich betätigt, muss man sich dieser Justiz unterwerfen, nicht freiwillig,
sondern unter den Bedingungen der Sportfunktionäre. Das tat seinerzeit Frau
Pechstein. Nun haben die ordentlichen Gerichte befunden, dass eben dies mit dem
nationalen Recht, hier nun dem der Bundesrepublik Deutschland, nicht vereinbar
ist. Au weih, was macht nun der Sport, droht ihm doch seine schäbige Justiz bei
Eintritt der Rechtskraft wegzufliegen?
Wie der Zufall es will, hat nun justament ein
hochrangiges Gremium von Medizinern festgestellt, die Blutwerte von Frau
Pechstein könnten natürliche Ursachen haben, die Gremien der Sportjustiz mögen
doch den Fall noch einmal aufrollen.
Was wird kommen?
Vor die Wahl gestellt, ob man Frau Pechstein
sportgerichtlich entschuldet und darüber hinaus ihr einen erklecklichen
Schadensersatz zahlt oder die eigens aufgebaute hehre Sportjustiz der Justiz
der Staaten unterwirft und damit opfert, da werden Bach, Blatter und Konsorten dem
zuständigen Verband schon flüstern, was zu machen ist, notfalls auch mithilfe
eines größeren Zuschusses. Wenn die Süddeutsche am 31.01.2015 meint, der DOSB
sei auf Seite von Pechstein, dann ist das dumm und gefährlich. Der DOSB ist auf
Seiten der Sportjustiz. „Ein Vergleich mit der Pechstein muss her, koste es,
was es wolle!“ so lautet dort der Schreckensruf, „nie und nimmer darf das OLG-Urteil
rechtskräftig werden!“
Prophetie ist immer schon die Fähigkeit gewesen, Wahrscheinliches
zu erkennen, die Priester der Pythia konnten das. Also wird ein Vergleich mit
Frau Pechstein geschlossen werden, der zwei für sie günstige Regelungen
enthält, erstens die Aufhebung der Sperre im Nachhinein, zweitens eine Schadensersatzzahlung.
Aber auch der Verband erhält eine günstige Klausel: Frau Pechstein nimmt die
Klage, die gegenwärtig beim BGH anhängig ist, zurück bei voller Kostenübernahme
durch den Verband. (Oder, wenn das zu offensichtlich ist: Klagerücknahme und
Kostentragung durch Frau Pechstein, jedoch ist der Schadensersatz entsprechend erhöht
worden.)
Was lernen wir daraus? Nichts, wie immer.
Die Bundesregierung ist im Einvernehmen mit den
führenden Autoherstellern der Ansicht, dass der Wirtschaft ihre Justiz nicht
genommen werden soll, diese soll sogar berechtigt sein, künftig „STAATLICHES
UNRECHT DURCH UNGÜNSTIGE GESETZGEBUNG“ ahnden zu können, sprich ungebremste
Zustimmung zu TTIP.
Bevor Pantalone mault, stellt Dottore fest, der letzte Absatz ist wichtig, auch wenn es keine Bilder gibt!
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