Früher sagte man unbedarft, „na,
welche Sau habt Ihr denn heute durchs Dorf getrieben“, jedoch ist mit dem
Aufkommen der Städte und dem Eskamotieren des Schlachtens dies nicht mehr ein
unmittelbar sich darbietendes Ereignis, es findet nur noch im übertragenen
Sinne der Redensart statt. Die FAZ (in der online-Version) beschäftigt sich mit
folgenden Personen und ihren Äußerungen:
Da ist zum einen ein gewisser
Herr Schröder, der die Errungenschaften seiner „Basta“-zeit gefährdet sieht. Dem
Begriff „Alt“kanzler haftet etwas Seriöses, Staatsmännisches an, er wäre
unangebracht. Sozialdemokrat war Schröder nie. Das ist seit dem 12. September 2001
jedem Uneinsichtigen klar geworden, als der damalige Kanzler den USA die „uneingeschränkte
Solidarität“ zusicherte. Der Begriff der Solidarität ist in der
Sozialdemokratie (der historischen) hochgeachtet, nur durch Solidarität
überstanden viele Familien die Sozialistengesetze Bismarcks.
Sozialdemokratische Bicyclisten und Sänger gründeten Vereine unter Verwendung
des Wortes und versuchten in der Folge, diese unter sich in Sport und beim
Gesang umzusetzen. Solidarität war die Verbundenheit und tätige Hilfe der
Unternommenen, der Unterdrückten. Wie kann ein Sozialdemokrat – Chef des einen
Unterdrückerstaates – dann einem anderen Unterdrückerstaat „Solidarität“
zusichern? Nun, ganz einfach, weil er eben kein Sozialdemokrat war und ist.
Hätte er von Beistand gesprochen, so wäre dies realpolitisch richtig gewesen,
auch der Verfasser dieser Zeilen lebt davon, dass es anderen Menschen auf der
Welt dreckig geht. Aber gegen deren Angriff, so objektiv falsch, so subjektiv
verständlich er auch gewesen sein mag, gibt es nur die Kumpanei der Herrschenden.
Und so macht denn derjenige, der den Arbeiter die von Bismarck ihnen gewährte Versicherung
gegen Arbeitslosigkeit wegnahm und durch staatliche Knechtung ersetzte, sich
Sorgen angesichts des Versuchs, trotz demografischen Gegenwindes ein wenig den Alten das zu erweisen, was man unter Solidarität verstand, was er
selbstredend nicht versteht.
Sie schaut nach links, und
gibt mit der Geste vor, präzise zu sein. Dabei müsste es nun darum gehen, eine
Rentenreform einzuleiten, die „der Zukunft zugewandt“ ist, also die Veränderung
von der Pyramide zum Baum einbezieht. Das wäre schwierig und birgt die Gefahr
in sich, keine Klientelpolitik zu machen, wie das ansonsten vom
Koalitionspartner gemacht wird, allerdings nicht so offensichtlich wie das die „Pünktchen“partei
betrieb, wie hieß sie denn nach einmal? Politisches Format hat man durch den
Versuch, seine Utopien umzusetzen, nicht jedoch durch einen kleinen Schritt, der
noch nicht einmal eine Richtung erkennen lässt.
Wider Erwarten schaut der
Kardinal etwas nach links, er fiel bislang eher durch konservatives Gemurmel auf. Auch seine Geste gibt Genauigkeit vor. Dabei zeigt er jetzt wieder, dass er Reden über Denken setzt. Kann man die
Qualitäten von Menschen quantifizieren? Dass dem katholischen Priester eine
katholische Familie näher steht als eine muslimische, ist naheliegend. Aber
warum das in einem Zahlenverhältnis ausgedrückt werden muss, ist ein Zeichen
für ein verrottetes Bewusstsein, das der Wohltat des Denkens schon lange entbehrt.
Und da wir schon bei der
Religion angekommen sind, noch eins: Vor 63 Jahren zerfiel Dottores katholische Zugehörigkeit, die sinnlichen Erfahrungen wurden sinnliche Erkenntnis, die „kleinen
Unkeuschheiten“ waren nichts Falsches. Gleichwohl erachtet Dottore das Christentum
als Religion, die bedenkenswert ist, wenn man denn schon religiös glaubt sein
zu müssen. Jeglicher Ersatz in dieser Gesellschaft ist dagegen Talmi. Das
Christentum nämlich hat die Aufklärung hinter sich gebracht, trotz der leidigen
Dialektik ihrer selbst, wie Max und Teddie feststellen mussten. Aber die
Christen überlassen den Geiferern unter ihnen das Sprechen, so als schämten sie
sich für das Anhängen an dieser Variation der Religion. Warum gibt es nicht
einen weltweiten Zusammenschluss aller christlich orientierten Staaten, schon
um einen Gegenpol gegen ähnliche Bündnisse anderer Religionen zu bilden? Warum wird
die Verfolgung der Christen in der arabischen und ansonsten der muslimischen
Welt letztlich geduldet? Die Aufnahmebereitschaft entsprechender Flüchtlinge
ist nur die Unterwerfung unter fremde Intoleranz. In Deutschland dürften nur so
viele Moscheen gebaut werden, wie in der Türkei in Kirchen, die im Eigentum der
jeweiligen Gemeinde stehen, Gottesdienste abgehalten werden dürfen! Warum gibt
es an der Universität Münster ein Zentrum für Islamische Theologie, wenn es in
der Türkei verboten ist, werdende Priester in der Sprache Jesu, in Aramäisch,
auszubilden? Gegenseitigkeit ist grundsätzlich ein berechtigtes Verlangen, auch
Areligiöse nehmen an den Errungenschaften des Christentums in Europa teil
(genauso, wie sie unter dessen Versteinerungen leiden), also ist es kein
Fehler, als eine Vorstufe zur Freiheit und Einsicht das Christentum weltweit zu
unterstützen. Das sollte der Kardinal in Köln tun.
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