Jeden Sommer tobt ein Krieg in Deutschland, heftig und
unerbittlich. Wer mit dem Begriff Fuge ein Werk von Johann Sebastian Bach
verbindet, dem bleibt das Schlachtfeld fremd. Die Waschbetonplatte liegt selten
allein, sie grenzt an andere gleichartige Hässlichkeiten, was ihr noch
verziehen wird. Aber der Zwischenraum! Statt damit zufrieden zu sein, überhaupt
zu existieren und mit Sand gefüllt zu sein, lockt dieser Streifen allerlei
Lebewesen an. Pflanzliche Wesen lieben es, in ihm zu keimen und einen zarten
Trieb nach oben zu senden, dann – oh, Schreck – sprosst plötzlich Leben da auf,
wo nur Unnatur sich breit machen darf. Man kann dieses Unwesen chemisch,
mechanisch, mit Feuer und Dampf bekämpfen, immer wieder erweist sich die Natur
stärker als der Ordnungstrieb, dem die Unfuge ein Graus ist.
Da gibt es zum einen die Möglichkeit, beim Aldi – weil es da
am billigsten ist – Haushaltsessig zu kaufen, der dann zum Gartenessig wird,
die Essigsäure beißt die Pflänzchen tot, andere, gleichartige Mittel werden
unter Freunden vertraulich weiterverraten. Am beliebtesten ist ein Gerät, der
Fugenkratzer.
Ihn gibt es in vielerlei Ausführung, mit Wechselklinge, mit
Verlängerung, Markengeräte und namenlose. Wenn man mit ihm arbeitet, also die
spärliche Fugennatur bekämpft, dann weiß man nach der Arbeit mit schmerzendem
Rücken, dass man – leider nur vorübergehend – gesiegt hat, aber spätestens nach
wenigen Tagen ist schon wieder ein zartes Grashälmchen zu sehen. Ein Kollege
des Fugenkratzers ist die Stahlbürste, deren Ausrichtung ihrer Borsten der
Pflanzenpracht in der Fuge ein Ende bereiten soll, es kommt leider viel Sand
mit, der verräterisch mit Humus durchsetzt ist.
Wem der Rücken anhaltend schmerzt, greift zu dem Feuer, das
aus speziellen Spendern auf die Pflanzen niederbraust, für die – so meint der
Verwender – das Jüngste Gericht angebrochen scheint. Aber eben nur der Schein
des Endgültigen: nach wenigen Tagen schon treiben die Pflänzchen neu aus.
Dann kann man der Natur noch mit den Geräten zu Leibe
rücken, die der vorherige Staatspräsident des Nachbarlandes dafür verwenden
wollte, die Vororte von Paris von einer Sorte Menschen zu reinigen. Der
anhaltende Wasser- und ggf. Dampfdruck erweist sich als unfähig, der
natürlichen Entwicklung entgegen zu wirken, übrigens Banlieu auch, auch dort
muss man sich anderes einfallen lassen.
Weit schlimmer noch als Pflanzen sind Ameisen, die nicht
ruhen und rasten, bis sie sogar die schmucke Waschbetonplatte unterminiert
haben. Nur kleine Völker sind zu bekämpfen, größere gehen in die Tiefe und
setzen von dort ihre Unterwandertätigkeit fort.
Ein Fachmann, herbeigerufen und um Rat angefleht, meint: „Ei,
do missese den Wech in Beddong leie, dann herts uff!“ Ist der Betonunterbau
aber nicht frostsicher angelegt, so hebt in einem kalten Winter Väterchen den
Weg an, an der Bruchstelle blüht und krabbelt es im nächsten Mai. Nicht
Resignation, sondern Einsicht bewahrt den Eigentümer eines Plattenbelages vor
unnötiger Arbeit.
Dottore meint: „Weißt Du eigentlich, dass der abgebildete
Fugenkratzer in England hergestellt wurde?“
Pantalone, traurig: „Jetzt hast Du mir meine Vorstellung über
Briten zerstört!“
Gewidmet der fast 90jährigen Nachbarin, die sich alljährlich
abquält, weil „Ordnung muss sein!“
Nachtrag:
Um die Trauer über sein Vorurteil zu überwinden, hat Pantalone in seinem Bildarchiv gekramt und ist fündig geworden. Schon vor Jahren erfreute ihn ein Anblick einer Parkplatzfläche so, dass er sie fotografierte; so kann man die Oberfläche fast lieblich nennen.
Nachtrag:
Um die Trauer über sein Vorurteil zu überwinden, hat Pantalone in seinem Bildarchiv gekramt und ist fündig geworden. Schon vor Jahren erfreute ihn ein Anblick einer Parkplatzfläche so, dass er sie fotografierte; so kann man die Oberfläche fast lieblich nennen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
AntwortenLöschengib es eine Möglichkeit E-Mail Kontakt herzustellen. Es geht um die Anfrage nach einem Bild auf Ihrer Website.
Mit freundlichen Grüßen