Dienstag, 10. November 2015

Schmidt und andere

Da ist dem Texter beim Stern doch ein kapitaler Fehler unterlaufen, aber Dottore sieht sich gehindert, darüber herzuziehen. Ihm ist Gleiches passiert. Da brachte vor vielen Jahren der Verlag 2001 eine Reihe von CDs heraus, auf denen Arno Schmidt zu hören war. Die Tondokumente waren bei verschiedenen Sendeanstalten aus den Archiven geklaubt worden, man hörte den Bargfelder reden, immer seiner Bedeutung bewusst.


Nun liebt es Dottore nicht, solche Tonträger in Pappschachtel aufzubewahren, also sollten sie fürderhin in sog. Jewel Cases wohnen. Dazu gab es vom Sohn eine Worddatei, mit deren Hilfe sich solch inneren Umschläge dafür herstellen ließen. Senkrecht war der Name einzugeben nebst einem Hinweis auf die CD. Als Dottore gerade dabei war, fiel ihm wegen des ähnlichen Namens Alfred Schmidt ein, er sann über die Frage nach, ob dieser nur Marxologe oder auch etwa Marxist gewesen sei, die nicht ganz leicht zu findende Antwort beschäftigte ihn. Als Dottore dann erfreut über seine Arbeit die sieben Jewel Cases ins Regal stellte, bemerkte er, dass nach ihrer Bezeichnung nicht der Bargfelder Polyhistor nach eigener Einschätzung, sondern offenbar der Frankfurter Denker der Autor der CDs geworden war. Und so stehen sie noch heute da, falsa demontratio non nocet. Ehrlichkeit hindert nun Dottore, dem offenbar jungen Menschen beim Stern mit Spott zu übergießen. Über Arno Schmidt gibt es die von Herrn Reemtsma erfundene Heiligenverehrung, wie angenehm ist dagegen die Novelle von Uwe Timm „Freitisch“, der sich auf eine ihm adäquate Weise anmetert,  genial und treffsicher ausgedacht, der Meister wäre mit Sicherheit darauf hereingefallen.

„Sag´ mal Dotttore, willst du nichts über den anderen Schmidt schreiben?“

„Du meinst den großen Raucher? Da lassen nun alle Journalisten  die seit Jahren gehorteten und bisweilen auf den neueren Stand gebrachten Nachrufe raus, das soll man nicht vermehren. Aber eine schöne Geschichte weiß ich, die man sich gerne in Hessen Süd so erzählte.“

Hilmar Hoffmann war als Kulturreferent in Frankfurt/Main tätig und hat dabei – meist in einer großen Koalition – die Ufer des Mains verändert. Die SPD fand, der Bundeskanzler solle einmal aus erster Hand etwas über die Möglichkeiten (und Grenzen) kommunaler Kulturpolitik erfahren. Es wurde ein Termin verabredet und Hilmar Hoffmann fuhr nach Bonn. Gleich zu Beginn erläuterte der Bundeskanzler seine Vorstellungen von kommunaler Kulturpolitik, eingebunden in die Weltsicht der Wirtschaft, nach dem Ende des auf 45 Minuten befristeten Gesprächs wusste Hilmar Hoffmann, was der damalige Bundeskanzler dachte, der selber ob seiner Suada nichts Neues erfahren hatte.

Weise kann man erst werden, wenn kein Amt mehr zu ununterbrochenem Handeln zu nötigen scheint. 

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