Da ist dem Texter beim Stern doch ein kapitaler Fehler
unterlaufen, aber Dottore sieht sich gehindert, darüber herzuziehen. Ihm ist
Gleiches passiert. Da brachte vor vielen Jahren der Verlag 2001 eine Reihe von
CDs heraus, auf denen Arno Schmidt zu hören war. Die Tondokumente waren bei
verschiedenen Sendeanstalten aus den Archiven geklaubt worden, man hörte den
Bargfelder reden, immer seiner Bedeutung bewusst.
Nun liebt es Dottore nicht, solche Tonträger in
Pappschachtel aufzubewahren, also sollten sie fürderhin in sog. Jewel Cases
wohnen. Dazu gab es vom Sohn eine Worddatei, mit deren Hilfe sich solch inneren
Umschläge dafür herstellen ließen. Senkrecht war der Name einzugeben nebst
einem Hinweis auf die CD. Als Dottore gerade dabei war, fiel ihm wegen des
ähnlichen Namens Alfred Schmidt ein, er sann über die Frage nach, ob dieser nur
Marxologe oder auch etwa Marxist gewesen sei, die nicht ganz leicht zu findende
Antwort beschäftigte ihn. Als Dottore dann erfreut über seine Arbeit die sieben
Jewel Cases ins Regal stellte, bemerkte er, dass nach ihrer Bezeichnung nicht
der Bargfelder Polyhistor nach eigener Einschätzung, sondern offenbar der Frankfurter
Denker der Autor der CDs geworden war.
Und so stehen sie noch heute da, falsa demontratio non nocet. Ehrlichkeit
hindert nun Dottore, dem offenbar jungen Menschen beim Stern mit Spott zu
übergießen. Über Arno Schmidt gibt es die von Herrn Reemtsma erfundene
Heiligenverehrung, wie angenehm ist dagegen die Novelle von Uwe Timm „Freitisch“,
der sich auf eine ihm adäquate Weise anmetert, genial und treffsicher ausgedacht, der Meister
wäre mit Sicherheit darauf hereingefallen.
„Sag´ mal Dotttore, willst du nichts über den
anderen Schmidt schreiben?“
„Du meinst den großen Raucher? Da lassen nun alle
Journalisten die seit Jahren gehorteten und
bisweilen auf den neueren Stand gebrachten Nachrufe raus, das soll man nicht
vermehren. Aber eine schöne Geschichte weiß ich, die man sich gerne in Hessen
Süd so erzählte.“
Hilmar Hoffmann war als Kulturreferent in Frankfurt/Main
tätig und hat dabei – meist in einer großen Koalition – die Ufer des Mains
verändert. Die SPD fand, der Bundeskanzler solle einmal aus erster Hand etwas
über die Möglichkeiten (und Grenzen) kommunaler Kulturpolitik erfahren. Es
wurde ein Termin verabredet und Hilmar Hoffmann fuhr nach Bonn. Gleich zu Beginn
erläuterte der Bundeskanzler seine Vorstellungen von kommunaler Kulturpolitik,
eingebunden in die Weltsicht der Wirtschaft, nach dem Ende des auf 45 Minuten befristeten
Gesprächs wusste Hilmar Hoffmann, was der damalige Bundeskanzler dachte, der
selber ob seiner Suada nichts Neues erfahren hatte.
Weise kann man erst werden, wenn kein Amt mehr zu
ununterbrochenem Handeln zu nötigen scheint.
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