Griechenland braucht
wieder frisches Geld, angeblich (das wird einmal in Ziffern geschrieben) € 30 000 000 000,00, die werden die Südländer wohl von
den schlabbrigen Nordeuropäern auch erhalten. Wieder gegen das Versprechen, weiterhin
zu sparen und die Infrastruktur in Ordnung zu bringen. Pantalone und Dottore unisoni sind davon überzeugt, dass die maßgeblichen Gesprächspartner auf der
griechischen Seite fest, auch in ihrem tiefsten Innern, bei der Verabredung
davon ausgehen, die Gegenleistung werde das Land erbringen. Aber schon beim
Rückflug von Brüssel nagen die ersten Zweifel an ihnen, berechtigterweise!
Dimitris bringt das in seinem Wahlkreis nicht durch, Nikolas steht beim Kreis
der Bauxitproduzenten im Wort, Pavlos droht der Ausschluss aus der ihn bis dato
stützenden Gewerkschaft. Und in Athen ist alles vergessen, zumal das Geld
wieder in die Kassen der Banken im Norden fließen wird, so werden aus
Staatsgeldern Bankzinsen.
Die im Norden verstehen
die im Süden nicht. Das geht nur so:
„Ihr wollt die € 30
Milliarden, die bekommt Ihr auch, aber in Raten. Und zwar: 1 Milliarde, wenn
Ihr ein funktionierendes Grundbuchsystem eingeführt habt – und wir dessen Funktionieren kontrolliert haben. 1 Milliarde, wenn Ihr von jedem Swimmingpoolbesitzer eine
Sonderabgabe von € 7.500,00 beigetrieben habt – und wir das kontrolliert haben.
1 Milliarde, wenn Ihr in Thessalien eine funktionierende Finanzverwaltung
aufgebaut habt, ohne einen einzigen neuen Mitarbeiter einzustellen, und erste
Steuern verbucht habt – und wir das kontrolliert haben. Weitere 12 Milliarden
jeweils dafür, wenn Ihr das gleiche in den 12 anderen Regionalbezirken
geschafft habt– und wir das kontrolliert haben. 1 Milliarde, wenn eine
effiziente statistische Institution aufgebaut ist – und wir das kontrolliert
haben. Die Bedingungen für die restlichen 15 Milliarden denken wir uns nach den
kommenden Gegebenheiten noch aus!“
„Das ist mit dem Stolz
des griechischen Volkes und der Souveränität des griechischen Staates nicht
vereinbar!“
„Wenn man unter
Souveränität die Fähigkeit zur Selbstbestimmung begreift, dann bestimmt doch
selbst. Ihr wollt Geld, weil Ihr über Euch nicht mehr selbst bestimmen könnt! Wäret
Ihr nicht abhängig, dann wäret Ihr nicht hier in Brüssel, sondern könntet in
Athen über Eure Kasse selbst bestimmen.“
„Aber der Stolz der Griechen
erträgt das nicht.“
„Stolz ist kein andauernder
Zustand, sondern allenfalls ein immerwährendes Ziel. Zum Stolz werden die
Griechen berechtigt sein, wenn Steuerzahlen wieder eine erstrebenswerte Tugend
ist, der man geachtet nacheifert. Ihr beruft Euch auf bei vielen Gelegenheiten
auf die Bewohner des antiken Griechenlands. Nehmt Euch an ihnen ein Beispiel:
auf vermögenden Menschen lastete die soziale Pflicht, die zugleich auch eine
Ehre war, bestimmte finanziell aufwändige Unternehmen für Staat und
Gesellschaft zu übernehmen, die Liturgien. Man unterhielt dann eine Triere für
die Flotte, deren Ruderer trainiert werden mussten, man sponserte eine
Theateraufführung. Das zeichnete die Griechen damals aus, darauf beruhte ihr
staatsbürgerlicher Stolz. Aber auch das wurde kontrolliert, beispielsweise bei
Salamis und in Plataiai.“
„Wir merken, Ihr wollt
uns nicht verstehen.“
„Wir verbinden die
Hingabe des Geldes nicht mit Forderungen, die außerhalb der Wirtschaft liegen, so
wir verlangen beispielsweise nicht die vernünftig erscheinende Anerkennung
Mazedoniens. Wir bleiben geneigt und umgänglich, sind aber von nun auch entschieden
und eindeutig, das schulden wir nämlich unseren Souveränen, den Völkern unserer
Bürger.“
Wetten, das würde
klappen!
Es ist schon schlimm,
wenn man gezwungen ist, reaktionär zu denken oder gar zu handeln. Aber 10 % des angesammelten
Privatkapitals der bislang faktisch von den Steuern befreiten
Griechen reichte aus, um das Land aus der Misere zu befreien, wo ist da der
vaterländische Stolz?
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