Seit uralten Zeiten fließt der Mäander durch ein
Tal, das nach ihm benannt wurde. Seine Windungen machten ihn zum Gattungsnamen,
zumal die damaligen Anwohner noch ein Ornament nach seinen Formen schufen. Heute
hat die DSI ihn gebändigt. Wenn man ab Söke nach Süden durch das Tal fährt, kam man mehr
als 10 km auf gerader Strecke zurücklegen, bis man zum gegenüberliegenden „Ufer“
gelangt. Dabei passiert man eine Brücke, unter der ein Bach dahingleitet. „Das
soll der Mäander sein?“ denkt jeder, auch der Kundige, zu armselig ist dies
Gewässer, das dieses riesige Tal in historischer Zeit vom Meer in Land
verwandelte. Aber die Menschen haben dabei geholfen, durch Rodung und andere Intensivnutzung
gaben sie dem Fluss die Möglichkeit, Schwemmgut zu erlangen.
Kürzlich nun kam irgendein moderner Investor auf die
Idee, vom orientalischen Marktgefüge abzuweichen, er ließ zwei Kilometer
südlich von Söke eine weitläufige Ansammlung von Gebäuden errichten, in denen
angebliche Schnäppchen feilgeboten wurden, eine riesige Outletstation (die
meisten Waren stammten aus Bangladesch, denn das Wirtschaftsgefälle wird in
jeder Höhendifferenz genutzt). Die Besucher mussten mit dem Auto dorthin
fahren, sie waren hungrig und die Autos bedurften des Treibstoffes, also
siedelten eine Tankstelle nebst zweier Fastfoodversorgungsstellen
amerikanischer Provenienz sich dort an.
Jetzt aber ist der Rausch verflogen. Die Gebäude stehen meist leer, die Tankstelle liefert hauptsächlich an vorbeifahrende Reisende
ihre Ware, nur noch eines der zwei unseligen Lokale für infantile Nahrung
existiert dort. Die Reste des anderen hat Pantalone aufgenommen, das Bild zeigt
die schäbige Wirklichkeit, die übrigens in der Sache selbst schon bestand, als
irgendjemand noch in zwei goldenen Bögen dachte. Sic transit merda mundi.
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