Sonntag, 17. April 2011

Ei, des habb isch ja ganet gewusst!

Offenbar herrscht allgemein die Ansicht vor, wer in der Lage sei, einen Auslöserknopf zu bedienen, könne fotografieren. Mit dem Überhandnehmen dieser Meinung wächst die Unverfrorenheit, die Ergebnisse dieses Irrtums der Menschheit zu zeigen. Dabei richtet sich Dottores Augenmerk auf reine „Sachaufnahmen“, die fröhlich und bar jeglicher Einsicht in ihre Mangelhaftigkeit ins Netz gestellt werden.

Das Hexamillion war ein Bauwerk, das in spätantiker Zeit nahe des Isthmus von Korinth errichtet wurde, um die Goten am leichten Einmarsch auf die (Halb-)Insel des Pelops zu hindern. In dem entsprechenden Artikel von Wikipedia wird auf Bilder verwiesen, deren erstes hier nun präsentiert wird.
Von der Bildfläche ist ungefähr ¼ fast schwarz, man erkennt die doch nur als mies zu bezeichnende Vorliebe des Fotografen, sich als Schatten abzubilden, wie das auf weiteren Bildern der Serie auch zu sehen ist. Die Aufnahme, das entnimmt man der EXIF-Datei, ist am 16.11. 2006 um 9:33 h mit einer Nikon D 70 gemacht worden. Warum hat nun der Urheber des Werkes nicht den Blitz dieser Kamera eingeschaltet? Dann wären die dunklen Stellen aufgehellt worden. Das muss nun nachgeholt werden.
Bekanntlich werden seit Jahrzehnten Farbbilder in Großateliers gemacht. Dies auch schon eben, als noch Filme benutzt wurden. Diese wurden vor der Entwicklung zusammengeklebt, dann durchliefen sie die Bäder und wurden dann zerschnitten in die Tüten bugsiert. Bilder vergrößert wurde mit ihnen nicht. Vor dem Zerschneiden wurden alle Negative gescannt und mit den Daten des Scann die Bilder belichtet. Zwecks Vermeidung von Reklamationen wurden die Bilddaten zuvor mit einer Software optimiert, so wurde der häufigste Fehler der Bildermacher, zu große Helligkeitsunterschiede abgelichtet zu haben, ausgemerzt. Das fertige Bild war also viel besser als das Original (das Negativ). Alle Leute hielten sich für großartige Fotografen, was jedoch dann zu Schwierigkeiten führte, wenn Nachbestellungen oder Vergrößerungen gewünscht wurden. Diese nämlich nahmen an der automatisierten Bildbearbeitung nicht teil (waren auch teurer), so dass die Folgebilder schlechter als die ersten waren, weil eben normal nun mit den Negativen belichtet. Mit den digitalen Bildern kann und muss man sich daran machen, die frühere Arbeit in der Dunkelkammer am PC zu wiederholen, um halbwegs annehmbare Bilder zu gewinnen.
Die Einwohner des Landes pflegen Abfall in die Stätte zu werfen, was etwas über ihre sozialen Gebräuche verrät, aber das Sachbild stört. Auch die Eliminierung des Schattens macht sich vorteilhaft bemerkbar, auch als Schatten erfreut das Objektiv in Augenhöhe niemanden.
Da das Bild jetzt zu aufgehellt ist, kann man durch Farbsättigung die Farbtönung beruhigen, wenngleich dadurch der Himmel eine viel zu blaue Farbe annimmt. Ein Mangel bleibt aber noch bestehen, das sind die stürzenden Linien. Der Fotograf hat – wieder nach der EXIF-Datei – bei der Aufnahme ein Weitwinkel mit 18 mm Brennweite benutzt, was einer Brennweite von 27 mm bei Kleinbildformat entspricht. Die beiden Seiten der Bastion fluchten daher nach außen.
Mit einer leichten perspektivischen Verzerrung, die dem Bild als Entzerrung zu gute kommt, bildet sich so langsam das ab, was als mitteilenswert beabsichtigt ist. Zwar wachsen die Bäume am Rand oben nach wie vor nach schräg außen, aber eine weitere Korrektur hätte zu viel Fläche des Bildes beansprucht. Das Ganze hat mit einem betagten Bildbearbeitungsprogramm ungefähr 11 Minuten gedauert. Der Rekurs auf Naivität schützt nicht, denn schlichte Unwissenheit ist objektiv genauso schädlich wie Bösartigkeit.

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