Freitag, 23. März 2018

Faschistischer Löffel u.a.


Einer der ersten, prominenteren  Gäste im Spätherbst 1989 in der DDR war der immerblonde Barde Heino. Als Dottore damals in der Zeitung las, schwante ihm Übles, denn wenn dort ein Konzert mit Jemandem begehrt war, der bislang nicht hatte erkennen lassen, dass ihm aufrechter Gang wichtig ist, dann haben wir kein Schnäppchen gemacht, sondern uns Probleme eingehandelt. Nun wäre es falsch, Heino aufgrund seines Sangesgutes in die Nähe des Faschismus zu stellen, aber von völkischem Gedanken- oder Liedergut haben wir für lange Zeit genug, zu laut und zu dreist wurde es in Paris und Smolensk, in Bergen und in Tobruk gesungen.

Nennen wir einmal das Maß der Erscheinung, faschistisch zu denken, gar zu handeln, Faschiszität, so ist nicht jede Äußerung, jede Handlung, die zwischen 1933 und 1945 geschahen, eo ipso von Faschiszität geprägt, so einfach ist das nicht. Es gilt, das spezifisch Faschistische daran aufzuspüren, zu analysieren und dann ggf. zu unterlassen. In Zeiten grober Etikettierung ist solch diffiziles Unterfangen nicht gefragt. Um zu zeigen, dass schwarzbraune Haselnüsse von Faschiszität nicht erfüllt sind, sei ein absurdes Beispiel gezeigt:

Wir sehen hier den am 30. Januar 1933 an die Macht Gekommenen, wie er in Begleitung von Offizieren der Wehrmacht Suppe isst, ein fast banales Bild, hätte die essende Person sich nicht als einer der größten Verbrecher der bisherigen Geschichte erwiesen.  
Nun könnte man zur jeweiligen Alltäglichkeit des jeweiligen Lesers übergehen, betrachten wir uns vorher aber noch das Werkzeug dieser Kreatur:
Die rote Markierung macht es einfach, Löffel sind faschistisch, sie sind von starker Faschiszität. Aber nicht nur das, auch mindestens ein weiterer Gegenstand verfällt der Feme der tapferen Antifaschisten, der Teller, zur Erhellung für noch Zweifelnde, blau eingefärbt. 
 Dottore hatte vor mehreren Jahren von der Nähsiklinke berichtet, er ist umgezogen, zu belastend war der Druck auf die unseligen Handgriffe  beim Öffnen und Schließen der Zimmertüren. Alle zwischen 1933 und 1945 von Bach gespielten Werke sind wohl nach wie vor mit dem Faschiszitätsmaß 0,00 zu bewerten, die Haselnuss, wiewohl europaweit herumgebrüllt, dürfte ähnlich eingestuft werden, wenngleich sie von der Abteilung der Bundeswehr, die am 14. Juli über die Champs Elyseés mitmarschieren darf, tunlich nicht gesungen werden sollte. Natürlich spricht Dottore pro domo, ist er doch gerade noch vor Beginn des Krieges geboren worden, verfiele nach der Primitivwertung der Gegenwart allzu leicht dem Verdikt der Faschiszität. Die Umkehr der blöden „Gnade der späten Geburt“ ist die grassierende „Verdammnis der früheren Benutzung“, bekanntlich kann man genauso auf den Hinterkopf wie auf die Schnauze fallen. Weder Löffel noch Lieder können sich wehren, wachsam der AfD zu widerstehen ist mühseliger denn plumpes Diffamieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen