So lautete die begeisternde Parole, mit der zuerst
Günter Herburger seinen Sohn, später Legionen von Eltern in den 1970er Jahren ihre
Kinder konfrontierten. Bei allen setzte sich so allmählich die Erkenntnis
durch, die leidigen Verhältnisse lassen umfassende Veränderungen eben nicht zu,
wenigstens nicht ohne umstürzende Eingriffe. Dabei konnte Birne nicht nur
alles, sondern auch Reklame. Reduziert wird „ALLES“ heutzutage nur noch der
Satire erlaubt, aber die Schere im Kopf beschneidet schon passend zum Erhalt
des Arbeitsplatzes den Satirikern die Ideen, sie sind eben keine Satyrn mehr. Wie
solch ein Kerl aussah, muss nun gezeigt werden, weil dann Pantalone zufrieden
ist, wieder ein Bild platziert zu haben.
Was akustisch dem deutschen Stammtischbruder in den
1950er Jahren die „Frau Wirtin Verse“ waren, das bescherte visuell den alten Griechen
die Vasenmalerei – bisweilen jedenfalls. Satyrn ähnelten habituell jungen
Nordafrikanern, die auf dem Bahnhofsvorplatz Sylvester begehen wollen, also
zwar keine neue Variante menschlichen Verhaltens, aber schon damals wie heute nicht
zu dulden. Wenn es keinen Frauen gab, denen zu deren pan-ischen Erschrecken es nachzustellen galt, dann waren Amphoren hilfreich.
„Lieber Dottore, ich bin der Ansicht, Deine
Weitschweifigkeit ist doch zum einen unangemessen, zum anderen nicht
zielorientiert!“
„Brav lieferst Du mir die Bilder, meckerst aber dann
herum, beides geht nicht, mein Lieber, der seinen Namen nach einem Beinkleid erhielt!
Und die Keule der Zielorientiertheit ist die neueste Form der Überheblichkeit.
Aber weiter im Text.“
Reklame ist zwar nicht alles, macht aber viel. Die
im Netz ersichtlichen online-Medien leben davon, dass man so nebenbei sich den
unseligen Mist ansieht, der von denen lanciert wird, die die Kohle dafür
abdrücken, dass die Presseverlage – bislang jedenfalls – sich kostenlos für den
Besucher präsentieren. Ab und zu wird man aufgefordert, man möge die
Reklameunterdrückungssoftware ausschalten, wenigstens nur für das eigene Medium,
aber das schmerzte, wenn man dem folgte. Da ist nun der „Spiegel“ einen anderen
Weg gegangen, der nahe an dem vorbeihangelt, was die Todsünde der sich als frei
verstehenden Presse ist, die Verbindung von Reklame und Meldung.
Dottore wäre heute mit der „Goldenen Nadel“ des ADAC
ausgezeichnet, also über 50 Jahre dessen Mitglied, wenn es in der „Motorwelt“
nicht solch viele Anzeigen für Treppenlifte gegeben hätte. Nach 40 Jahren der
Lektüre dieser Journaille, zu Beginn einer Periode seines Lebens also, in der
Dottore rein statistisch gesehen möglicherweise Kunde eines solchen Treppenliftherstellers werden konnte, just da reichte es ihm, er wollte nicht in einem Verein der potentiellen
Treppenliftfahrer sein. Nicht nur ödet Reklame an, sondern man wird auch durch
die Einschätzung der Geldgeber von Reklame angewidert. Wer für das lästige
Beiwerk bei der Lektüre Geld ausgibt, kalkuliert die Leser ein nach Interessen,
Vermögen und Erwerbsgier. Betrachtet man also, was für Unternehmen im „Spiegel-online“
inserieren, so erschrickt man. Das ist eine Leserschaft, zu der man nicht
gehören mag. Jedoch politisch ist viel schlimmer, zu welcher Lesergemeinde nach
der Ansicht der Inserenten das Hamburger Blatt in seiner online-Ausgabe
verkommen ist. Die täuschende Platzierung von Ikons redaktionellen Inhalts
neben denen der Reklame zeigt an, der „Spiegel-online“ hat selbst schon resigniert.
Birne kann alles, aber der „Spiegel“ nicht mehr viel.
„Also Dottore, ich muss Abbitte leisten: Du hast einen
Sachverhalt geschildert, ohne das Wort „unseriös“ zu benutzen, der Rudolf hätte
seine Freude an Dir.“
„Dem fühle ich mich auch verbunden, als ich im WS
62/63 in Hamburg studierte, da haben wir in Fuhlsbüttel gerufen, Augstein möge
raus und Strauß rein, aber auch der große Raucher konnte nichts bewirken.“
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