Dieser schlaue Leiter des Feuilleton
und Mitherausgeber der FAZ hatte es unternommen, das knirschend konservative
Gebilde FAZ für einen größeren Kreis von Lesern attraktiv zu machen. Obzwar selbst
ein wenig feist war er mit harten Ellenbogen ausgestattet, denen neben anderen
auch die begnadete Fotografin des Blattes zum Opfer fiel. Seine Wachheit und
Nachdenklichkeit brachten ihn als radikalen Denker bisweilen an die Grenzen des
Konservatismus; wer jedoch an die Wurzeln geht, der droht, nicht nur die Gruppe
der Aschebewahrer, sondern auch die der Flämmchenerhalter zu verlassen. In
jedem Fall aber hatte fast alles, was mit oder über ihn lief, eines, nämlich Qualität.
Nun, am 16. September 2014, elf
Tage nach der Gedenkfeier, wurde er abgewickelt, so wie die vielen früheren
Mitarbeiter von Behörden, Unternehmen, Universitäten der DDR, banal und
würdelos. Man muss sich nur einmal den Gastbeitrag in der Journaille
durchlesen, den man aus den USA ergattert hatte: „Die Opfer des Kommunismus
verdienen ein Denkmal“. Dass die Amerikaner nichts von Ideologien, geschweige
denn Kommunismus verstehen, erwies sich wieder einmal, als man den Haussklaven
Obama als Sozialisten bezeichnete, nur weil er eine umfassende
Krankenversicherung installieren wollte. Man kann über das Verhältnis zwischen der
ausgesprochenen Vorgabe und dem Terror ihrer Durchsetzung nachdenken und
darüber bestürzt sein, aber solch platte Texte wie der des Gastautors sollte man nun
doch nicht absondern. In dem Beitrag ist der Gegenpart des Kommunismus nicht
erklärt, hat einen wechselnden Namen und außer einer nebulösen Freiheitsdoktrin
keinen Inhalt. Wenn nun ohne jeglichen erzieherischen Ansatz, sondern um des
Geldverdienens willen in Afrika den Frauen das Stillen der Kinder ausgeredet
wird, wenn allgemein zugängliche Quellen privatisiert werden, um dann das
Wasser flaschenweise zu verkaufen, dann sind das für die Verfechter des
Kapitalismus allenfalls etwas unschöne, vermeidbare, das Gesamtgefüge nicht
beeinträchtigende Auswüchse, nur um Nestle mal zu erwähnen, aber es gibt noch
Shell und Rheinmetall, General Electric und Unilever. Dottore hat keinerlei
Identifikationsgefühle gegenüber dieser Zeitung, aber wenn eines der wenigen
noch maßgeblichen Blätter auf der Welt solch eine gequirlte Scheiße abdruckt,
dann ist es doch ein wenig peinlich, jedoch Fremdschämen kommt nicht auf. Die
weitverbreitete Redensart in der Weimarer Republik war, „das hätte es unter dem
Kaiser nicht gegeben“, nun könnte man sagen: „Wenn das der Schirrmacher noch
erlebt hätte!“
Ein schlauer Namenskundler
hat einmal eine Untersuchung über die Körpergestalt von Leuten mit den Namen
Schmidt und Schneider gemacht, indem er Leichtathleten mit diesen Namen danach
einordnete, ob sie Kugelstößer oder Hammerwerfer, ob sie Läufer oder Springer
waren. Obwohl über 30 Generationen seit der Zeit, in der der ausgeübte Beruf
namensgebend war, vergangen waren, war mit Signifikanz festzustellen, dass in
der ersten Gruppe die Schmidts, in der zweiten die Schneiders überwogen. Der
Körperbau der Ahnen hatte sich durchgemendelt. Daher die Analogie: Letztlich
ist es eben doch ein Unterschied, ob man von Menschen abstammt, die Wagen
gebaut haben, oder von solchen, die weibliche Ferkel kastrierten. Das ist zwar
unfair, aber der bewusste grobe Keil auf den entsprechenden Klotz; nicht wahr,
Günther!
Ceterum: Dottore und
Pantalone haben nichts dagegen, wenn den Opfern des Kommunismus – so die
Forderung im Gastbeitrag – überall Denkmälern gesetzt werden, allerdings mit
der Bedingung, dass der Opfer des Kapitalismus vor allen Konzernzentralen
ebenfalls gedacht wird.
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