Schon vor Jahren hatte Dottore
den Entschluss gefasst, sich auch auf Reisen der modernen Medien zu bedienen.
Seit dieser Zeit fotografierte oder kopierte er die lesenswerten Texte, Bilder
und Karten aus Büchern, insbesondere Reiseführern und ähnlichem und speichert
sie auf dem Laptop ab. Zudem hat er ihn interessierende Gegenden in Google
Earth markiert, kann sie also wieder aufrufen, wenn – nunmehr in jeder
Übernachtungsstätte in der Türkei – der Zugang zum Netz gegeben ist. Außerdem
speichert er täglich die Fülle der Bilder auf dem Laptop ab, letztlich zur
größeren Datensicherheit. Also wurde das Gerät immer wichtiger für ihn.
Dieses Jahr, ab 6.4.2014, war
er mit der holden Gemahlin wieder
unterwegs, er verwertete eine Anregung seines Netzwerkadministrators und
schaltete nach dem Gebrauch den PC nicht aus, sondern geleitete ihn in den
„Ruhezustand“, was den Vorteil hat, dass aufgerufene Programme aktiviert
bleiben. Seit geraumer Zeit nun wollte der Laptop überhaupt nicht mehr
ausgehen, auf Zuklappen reagierte er nicht, sondern war nach dem Aufklappen
unmittelbar zu Diensten. War das der größere Akku? Verwunderlich, aber warum
nicht!
Seinem Netzwerkadministrator
mailte er dies, teilte ihm aber mit, er wolle nichts ändern, die Gefahr eines
„ewigen Ruhens“ nach einem brutalen Abzwacken der Energie schien ihm zu groß. Bald
tat sich das nächste Hindernis auf: Nach dem Aufklappen leuchtete der
Bildschirm kurz auf, danach breitete sich große Dunkelheit aus. Die sanfte
Begleiterin behauptete, man könne noch schemenhaft etwas erkennen,
tatsächlich, bei einer gewissen Neigung ahnte man das Bild mehr als man es
sehen konnte. Zuerst gelang es mit Anschleichen noch den Bildschirm zum Funktionieren
zu bringen, jedoch nur ihr gelang es: sie öffnete nur einen Spalt, nach
Etablierung der Programme konnte man einen Tag lang noch ihm entlocken, Bilder
zu zeigen, dann war auch das nicht mehr möglich. Auch der „brutalst mögliche“
Zugriff, das Abschneiden von jeglicher Energie mit anschließendem Neustart,
änderte den Zustand nicht.
Die Katastrophe war da, alle
seine Pläne hatte Dottore dort gespeichert, die Turmstellen um Myra waren als
Google Earth Markierungen festgehalten, Texte waren nicht zugänglich, was
sollte er in den 16 Tagen nach dem Abflug der Gemahlin machen? Gutes Gedächtnis
hin oder her, 200 m im Stachelginster sind eine unendlich weite Strecke. Die
Gemahlin tröstete, dann fährst Du eben im Herbst nochmal hin, aber das änderte seine
Trübsal nicht.
Nun hatte Dottore bei den
letzten Vorträgen die Erfahrung gemacht, dass sich das Gerät ohne eine Änderung
in der Software sofort an fremde Bildschirme anschloss, zumal er auch zu Hause
einen zweiten Bildschirm benutze. Also war die Möglichkeit gegeben, über den
Bildschirm des Hotels in Myra wenigstens an einen Teil der Daten zu gelangen.
Der freundliche Hotelbesitzer – es zahlt sich eben in der Türkei aus, treu zu
alten Herbergen wieder hinzureisen – war seiner Maschine nicht mächtig, es
erschien unzumutbar, das Kabel für den Bildschirm aus dem üblichen Wust
herauszulösen. Da der Hotelier etwas Deutsch spricht, erklärte Dottore ihm sein
Problem. Er hat einen Freund, der sich mit elektronischen Geräten auskennt, zu
dem werden wir fahren. So um 10h, er hatte seinen Sohn noch zur Schule
gebracht, fuhren alle los. Es war ein einfaches Ladenlokal, in dem lediglich zwei
Schreibtische mit insgesamt drei Computern standen, von selbst wäre Dottore da
nie hineingegangen. Beim Anschluss an einen der abgestöpselten Bildschirme war
sofort alles wieder zu sehen. Zudem entdeckte der Inhaber – wie die Gemahlin zuvor
– auch das Schemenhafte auf dem Bildschirm des Laptops. Seine Diagnose, von den
Leidtragenden zuvor schon mit viel Unsicherheit anvisiert, war: Die Beleuchtung
des Bildschirmes ist entzwei; er griff in das ansonsten leere Regal hinter
sich und holte einen nackten Screen hervor, der der Größe nach dem des Gerätes von
Dottore entsprach und zerbrochen war. Aus dem sollte der Kollege, den der Hotelbesitzer
kenne, die Lampe herausnehmen und dann in diesen einbauen, der könnte das. Den
Screen schenke er Dottore. Voller Dankbarkeit und ein wenig erfüllt mit Skepsis
– der namensgebende Ort ist übrigens auch in der Türkei gelegen – machten sich
alle auf den Weg zum „Kollegen“.
Der saß in einer Werkstatt,
angefüllt mit dem, was heute elektronisch ist, vom Fernseher, über
Gitarrenverstärker bis zum Keyboard war alles da. Er lötete gerade mit einem
ganz feinen Lötkolben eine elektronische Schaltung. So, als machte er nie etwas
anderes, nahm er das Gerät und die Ausführungen des Hotelbesitzers entgegen. Er
wolle es versuchen, wir sollten um 15 h wiederkommen, es würde TL 70 kosten.
Der normale Mensch verfällt
trotz der ihm zu Teil gewordenen Aufklärung immer dann wieder in mythisches
Denken, wenn etwas scheinbar Alltägliches nicht funktioniert und man mit
vermeintlichen Tricks es doch zum Laufen bringt, man darf es dann aber nicht
Aussprechen, sonst verfliegt der Zauber. Die Gemahlin und Dottore nutzten den
halben Tag und sahen sich Alakilise und die Siedlung von Harrison unterhalb an,
dann kam die Rückfahrt nach Myra. Der Hunger kam ihnen gerade recht, er gewährte
den Aufschub, der vielleicht auf wundersame Weise zu der Heilung des Gerätes
führen würde. Als sie um 16 h bei dem Elektronikhandwerker erschienen, griff
auch der hinter sich, klappte das Gerät auf, es leuchtete der Bildschirm wie
zuvor. Auch zeigte er mir die ausgebaute Lampe, klar das war der Fehler. Damit
Pantalone wegen der erneuten Türkeireise von Dottore nicht wieder Unflätiges
verbreitet, wird zu seiner Besänftigung das folgende Bild der zerbrochenen
Beleuchtung eingefügt.
Im Grunde genommen kann Dottore
nicht dankbar genug sein, dass der Laptop in der Türkei ausgefallen ist. In
Deutschland hätte er ihn allenfalls einschicken können, gegen eine verlorenen
Kostenvoranschlag von € 80 hätte er erfahren, dass sich eine Reparatur nicht
mehr lohnt. Wie froh konnte er nun zur Erkundung des MYRA TURRATA schreiten!
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