Das erste Bild wird vom Museum für Ostasiatische Kunst in Köln
(P 629) verbreitet, nach dessen Meinung soll es von Guillaume Berggren stammen;
da sind Zweifel angebracht, allenfalls die Schrift lässt eine derartige Behauptung
zu. Rein geographisch fällt der Aufnahmeort aus dem Bereich des Museums,
sicherlich kein schlagkräftiges Argument, jedoch ein kalmierender Hinweis.
Bild 01
Das fast identische Bild wird von der Bibliothèque nationale
de France auch präsentiert, dort meint man, es stamme von den Abdullah-Brüdern;
das ist plausibler, aber auch nicht belegt.
Bild 02
So im Netz kann man die dritte Version fischen, sie wird
dort ohne Autorenangabe offeriert.
Bild 03
Um einen Vergleich zu ermöglichen, hat Pantalone für Dottore
Bild 03 auf die kölsche Version umgewandelt.
Bild 04
Eine weitere Version existiert ebenfalls im Netz, dort hat
jemand seine ungeheure Fähigkeit zur Schau gestellt, das sepiagefärbte Bild 03
in eines durch Graustufen geprägtes zu verwandeln. Gebracht hat´s nichts,
lediglich der Vollständigkeit halber sei es aber gezeigt.
Bild 05
Eine dunklere und kleinere Version stammt wahrscheinlich von
der Sammlung, die mit dem Ölmagnaten Getty in Verbindung gebracht wird, auch
hier war Pantalone hilfreich, er hat es aus dem dunklen Rahmen gelöst,
vergrößert und farblich Bild 01 angenähert.
Bild 06
Bild 07
Bild 08
Zu ergänzen bleibt noch, dass auf dem Blog „Pera Müzesi“
eine Zuordnung an Sebah behauptet wird.
Aber, betrachten wir uns das Bild in seinen Variationen
einmal genauer: Zu sehen ist ein in der Tradition ländlicher Zugwagen stehendes
Prunkgefährt, das unter seinem Dach drei verschleierte Frauen transportiert. Vorgespannt
sind zwei Ochsen, überreich mit einem hohen Puschelschmuck ausgestattet. Es
soll so scheinen, als ob drei männliche Wesen das Gefährt führten. In
Wirklichkeit steht der Wagen, die drei Männer tun so, als schritten sie, jeweils
ein Bein ist vorgestreckt, offenbar hat der Photograph sie dazu angewiesen. Die
Ochsen konnte er allerdings nicht dazu bewegen, Schreiten zu markieren, sie
stehen ruhig da. Dottore ist kein Hundekenner, er hält es für jedoch ausgeschlossen,
dass solch eine Töle ruhig daliegen bleibt, wenn unmittelbar neben ihr ein
Fuhrwerk vorbeizieht. Im Hintergrund ist tief unten ein Gewässer zu sehen,
offensichtlich ist dies der Bosporus. (Pera Müzesi meint, die Aufnahme sei auf
dem Yuşa Tepe gemacht, das wollen wir ihm glauben.) Die ersten zwei Bilder
zeigen nur einen Ausschnitt, ansonsten scheinen sie identisch zu sein.
Mitnichten:
Zu den Zeiten von Berggren, Abdullah Freres, Sebah
laborierte man mit den Emulsionen noch herum, das Negativmaterial war nicht
geeignet, das Blau des Himmels wiederzugeben, die weißen Wolken hoben sich
nicht ab. Vergleicht man aber die Himmelspartien der Bilder, so kommt man
unschwer zur Erkenntnis, einem Grundbestand der Aufnahme wurden drei Mal
unterschiedliche „Himmel“ zukopiert. Das mag jeweils in dem Studio Berggren
oder dem der Brüder Abdullah oder bei Sebah & Joaillier geschehen sein,
nur, wer der Urheber des Ausgangsbildes gewesen sein mag, erhellt sich dadurch
nicht. Bild 03 kommt der Urfassung vermutlich am nächsten.
Bild 09
Wenn nur diese Drei in Frage kämen, so schlösse Dottore G.
Berggren aus, der konnte sich solch eine Installation nicht leisten, Sebah
& Joaillier hatten einen anderen Stil, also bliebe es an den armenischen Brüdern
hängen. Jedoch die Sache endet nicht hier: Signore Ernesto Caldi, seines
Zeichens künstlicher Fotograf, griff ein. Er veranlasste, dass der hinterher
schreitende Herr wieder seinen Esel bestieg, der Kutscher nahm die Peitsche in
die Hand, nur der Ochsenführer hatte nichts mitbekommen, sehnsuchtsvoll starrt
er in das Tal der Rinderfurt.
Bild 10
Da protestierten die Damen, zu lange schon hatten sie unbequem
auf dem Bretterboden des rumpelnden Gefährtes hocken müssen. Wenigstens etwas wollten
sie sich entspannen, was der unbekannte Photograph sich nicht entgehen ließ,
auch das lichtete er ab.
Bild 11
Wieder gibt es Versionen, auf einer haben die Abdullah-Brothers
es sich angeeignet.
Bild 12
Die Lösung?
Die wird es wohl nie geben, da selbst ein auftauchendes
Originalnegativ nichts bewiese, zu leicht konnte man damals mit den großen
Plattenkameras sich gegenseitig die Bilder weg - kopieren (auf eine Eigenkopie
im Hause Sebah hatte Dottore in dem Post „Sebah 11“ hingewiesen).
Ein widerliche Trittbrettfahrerei ist noch anzumerken: Ein
in verschiedenen Sprachen agierendes Unternehmen, das alte Aufnahmen auf neuen
Abzügen verkauft, behauptet umsatzgeil, es handele sich bei den Damen um weibliche
Sinti oder Roma. Den Zigeunern ging es damals im Osmanischen Reich so dreckig
wie heute in Rumänien, dies zeigt ein nun wirklich von Sebah & Joaillier
stammendes Bild.
Bild 13
Gewidmet der Sintezza Spinetta Weimer, die in Ausschwitz erleben
musste, wie ihre drei Geschwister verhungerten. Dottore ist stolz und dankbar dafür, dass
sie ihn einen Freund nennt.
Nachtrag:
Apodiktische Feststellungen, und seien es die eigenen, lassen Dottore nicht ruhen. So schaut er beim Surven durch das Netz immer wieder auf Bilder, die schon bekannt zu sein scheinen. Zu den Kutschenausflügen nun hat er drei weitere entdeckt, die jedoch das Rätsel der Autorschaft nicht lösen, aber die angebliche Zuordnung der ersten Bilder an Sebah unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Es ist nur ín einer indiskutablen Größe zu fischen; da es auf dem Visitenkartenformblatt des alten Sebah, also von Pascal sen., aufgelichtet wurde, scheint es von ihm zu stammen, zumal es heute nicht geschäftsmäßig vertrieben werden soll.
Das gleiche Bild, allerdings größer in der Darstellung, aber immer noch nicht in der ehemaligen Ausdehnung, wird von einem Menschen gezeigt, der alle seine (welche?) an dem Bild gewahrt wissen will. Die erkennbare Schrift ist sebah´isch, dessen übliches Signet ist nicht mitgescannt.
Der von Orhan Pamuk ein wenig zu überschwänglich gelobte Postkartendrucker Fruchtermann hat seinen Kunden auch ermöglichen wollen, eine "türkische Kutsche" nach Hause zu schicken. Die Kolorierung ist etwas missglückt, die Ochsen haben die Farbe von Ferkeln, die sich auch noch dem Vorderreifen mitgeteilt hat.
Interessant ist nun, wer hat was wann aufgenommen? Die Ochsen sehen gleich aus, die Damen sind verschleiert kaum erkennbar, aber an den Kutschen, da pack´ man! Sämtliche Kutschen auf den Bildern 1 bis 12 haben die gleiche Seitenwange, was dafür spricht, das sämtliche Aufnahmen zu einem Zeitpunkt gemacht worden sind - und wahrscheinlich auch von einem Photographen. Die auf Bildern 14 und 15 abgebildete Kutsche trägt auf der Seitenwange keine geschnitzte, lange Girlande, sondern diese ist dort mit einem Blumenbukett verziert. Pascal Sebah wird als derjenige zu betrachten sein, der zuerst dieses Sujet abbildete.
Später dann haben Sohn & Kompagnon nochmals ein solches Photo gemacht, das dann Fruchtermann zur Vorlage diente. Die Kutsche ist abermals eine andere.
Ausschlussverfahren sind im Grunde genommen der Kern der Popperschen Meinung, dass man nichts verifizieren, sondern nur falsifizieren kann. Wie schön macht sich doch ein philosophischer Abgang!
Nachtrag:
Apodiktische Feststellungen, und seien es die eigenen, lassen Dottore nicht ruhen. So schaut er beim Surven durch das Netz immer wieder auf Bilder, die schon bekannt zu sein scheinen. Zu den Kutschenausflügen nun hat er drei weitere entdeckt, die jedoch das Rätsel der Autorschaft nicht lösen, aber die angebliche Zuordnung der ersten Bilder an Sebah unwahrscheinlich erscheinen lassen.
Bild 14
Es ist nur ín einer indiskutablen Größe zu fischen; da es auf dem Visitenkartenformblatt des alten Sebah, also von Pascal sen., aufgelichtet wurde, scheint es von ihm zu stammen, zumal es heute nicht geschäftsmäßig vertrieben werden soll.
Bild 15
Das gleiche Bild, allerdings größer in der Darstellung, aber immer noch nicht in der ehemaligen Ausdehnung, wird von einem Menschen gezeigt, der alle seine (welche?) an dem Bild gewahrt wissen will. Die erkennbare Schrift ist sebah´isch, dessen übliches Signet ist nicht mitgescannt.
Bild 16
Der von Orhan Pamuk ein wenig zu überschwänglich gelobte Postkartendrucker Fruchtermann hat seinen Kunden auch ermöglichen wollen, eine "türkische Kutsche" nach Hause zu schicken. Die Kolorierung ist etwas missglückt, die Ochsen haben die Farbe von Ferkeln, die sich auch noch dem Vorderreifen mitgeteilt hat.
Interessant ist nun, wer hat was wann aufgenommen? Die Ochsen sehen gleich aus, die Damen sind verschleiert kaum erkennbar, aber an den Kutschen, da pack´ man! Sämtliche Kutschen auf den Bildern 1 bis 12 haben die gleiche Seitenwange, was dafür spricht, das sämtliche Aufnahmen zu einem Zeitpunkt gemacht worden sind - und wahrscheinlich auch von einem Photographen. Die auf Bildern 14 und 15 abgebildete Kutsche trägt auf der Seitenwange keine geschnitzte, lange Girlande, sondern diese ist dort mit einem Blumenbukett verziert. Pascal Sebah wird als derjenige zu betrachten sein, der zuerst dieses Sujet abbildete.
Später dann haben Sohn & Kompagnon nochmals ein solches Photo gemacht, das dann Fruchtermann zur Vorlage diente. Die Kutsche ist abermals eine andere.
Bild 17
Ausschlussverfahren sind im Grunde genommen der Kern der Popperschen Meinung, dass man nichts verifizieren, sondern nur falsifizieren kann. Wie schön macht sich doch ein philosophischer Abgang!
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