Dienstag, 26. Februar 2013

Sebah und Pantalone


Seit einigen Tagen kränkelt Dottore so rum, Pantalone mag nicht entscheiden, ist er krank oder lustlos oder faul, jedenfalls will Pantalone seine Abwesenheit nutzen, um nochmal zu belegen, dass man Sebah nicht nur lieben kann, wie Dottore es tut, sondern auch aktiv unterstützen muss in seinen Bildern, selbstredend nur die virtuellen, die ins Netz gestellt sind.

Pantalone hatte einen Uraltfreund, Armin, der nach einem etwas bewegten Vorleben zur Ruhe kam und dann in seinem erlernten und darüber hinaus ererbten Beruf tätig war, er hat dem fränkischen Adel die Ölgemälde restauriert. Dabei hat Pantalone ihm einmal ein paar Stunden zugesehen und viel gelernt. Schon Armins Vater machte ähnliches. Die Bilder waren nicht „allererste Sahne“, aber wichtig für die Eigentümer und die gesamte Kultur des Raumes um Bamberg im Barock. Wie nähert man sich Fehlstellen, was macht man gegen den Verzug der Leinwand, welches Stadium der vorhergehenden Restaurierungen wird bewahrt, wie drückt sich der Hersteller des Bildes aus, alles Fragen, die Armin – so empfand Pantalone es – elegant beantwortete.

Alles das fiel Pantalone ein, als er und der bologneser Schlaumeier begannen, im Netz alte Photographien zu sammeln. Pantalone weiß nicht genau, ob Dottore einmal unerwartet Geschmack bewies oder ob er sich nur anpasste, als Sebah zum Liebling erkoren wurde, werden musste. Seitdem grasen beide immer wieder das Netz in allen Google-Länder-Versionen und fremden Suchmaschinen ab, stets auf der Suche nach Bildern von Sebah (& Joallier). Jüngst sind wir in Südamerika reich beschenkt worden, weit über 100 Bilder aus Ägypten waren auf der Seite der „Biblioteca Digital del Patrimonio Iberoamericano“ vorhanden, alle in vorzüglicher Pixelanzahl, wahrscheinlich ein Teil des Nachlasses von Dom Pedro II. Völlig anders war das als die kleinkarierten Darstellungen deutscher Bildquellen, einschließlich der geplanten DDB, die sich insoweit zu Recht auf die ebenfalls kleinliche Website von Europeana bezieht.

Nun ist Pantalone schon so weitschweifig geworden, dass es kaum einen Unterschied zu dem „Gelehrten“ aus Bologna  zu geben scheint, daher nun zur Sache.


Dies Bild ist im Netz ersichtlich, es kann dort im Maße von 3691 x 2837 heruntergeladen werden. Das Bildobjekt ist verehrungswürdig, zeigt es doch das berühmteste griechische Theater in allerdings kaiserzeitlicher Fassung. Die Aufnahme selbst ist grottenschlecht, offenbar hatte Sebah keinen guten Tag. Gegenüber des Skenenaufbaus würde man langsam, aber unaufhaltsam vom Sitz rutschen, auf den seitlichen Sitzen würde man Platz nehmen, wenn man so agieren will, wie Ovid in Ars Amatoria I, 139f. empfohlen hat, günstig wäre es, zu den Parodoi hin zu sitzen, damit sie auf einen zurutscht. Konnte Pantalone bei der Würdigung des ebenfalls schiefen Bildes des Hadriansbogen Sebah noch jüngst Hunger zu Gute halten, so fehlen jetzt doch ob der Nachlässigkeit jegliche mildernden Umstände. Er hat das Bild schlicht vergeigt, nicht im Geringsten auf die Beseitigung der stürzenden Linien geachtet.


Als erstes muss nun die gröbste Verschiebung korrigiert werden, die Randmauer der Akropolis bleibt senkrecht, aber die Tür der Hütte ist noch nach rechts geneigt. Der Zuschauer vorne ist in seinem Oberkörper gestaucht, was wohl kaum zu beheben ist, die Priestersitze in der Mitte verbleiben ebenfalls in unrichtiger Neigung.

Zwar steigt im vorderen Bildabschnitt eine Treppe durch die Cavea, aber sie muss geopfert werden.

Durch die rechtsseitige Verzerrung ist das Gesamtbild etwas gestaucht worden, es wird gestreckt.


Aus dem Ursprungsbild werden beide Unterschriften herauskopiert und eingefügt, die fehlende Ecke unten rechts aus „Bordmitteln“, also aus dem Bild, ergänzt.


Nun muss nur noch die Tür gerichtet werden, dazu wird die rechte Bildseite um ihre Mitte leicht nach außen (unten), bzw. innen (oben) verzerrt. Bildfehler, also solche aus der Herstellung der Ablichtung und dem Scanvorgang, werden beseitigt, noch eine winzige Streckung nach oben links, leichte Erhöhung der Kontraste und: Sebah wäre stolz auf dieses Bild. Daher wird es auch in der bisher einmaligen Größe (3691 x 2568 Pixel) in diesem Blog veröffentlicht. Daher erkennt man auch das unbenutzte Stativ auf dem Bühnenunterbau, dahinter das Zelt, das wohl vom Meister gebraucht wurde. Ganz in der Ferne schimmert das Zappeion durch, der Klassizismus verharrte eben länger in Griechenland.


Heute sieht das Theater von oben gesehen nicht sehr viel anders aus, allerdings nahen sich düstere Gestalten in Form von Anastilisten, aber darüber zu schimpfen bleibt Dottore vorbehalten.


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