Seit einigen Tagen kränkelt
Dottore so rum, Pantalone mag nicht entscheiden, ist er krank oder lustlos oder
faul, jedenfalls will Pantalone seine Abwesenheit nutzen, um nochmal zu belegen,
dass man Sebah nicht nur lieben kann, wie Dottore es tut, sondern auch aktiv
unterstützen muss in seinen Bildern, selbstredend nur die virtuellen, die ins
Netz gestellt sind.
Pantalone hatte einen
Uraltfreund, Armin, der nach einem etwas bewegten Vorleben zur Ruhe kam und dann
in seinem erlernten und darüber hinaus ererbten Beruf tätig war, er hat dem fränkischen Adel die
Ölgemälde restauriert. Dabei hat Pantalone ihm einmal ein paar Stunden zugesehen
und viel gelernt. Schon Armins Vater machte ähnliches. Die Bilder waren nicht „allererste
Sahne“, aber wichtig für die Eigentümer und die gesamte Kultur des Raumes um
Bamberg im Barock. Wie nähert man sich Fehlstellen, was macht man gegen den
Verzug der Leinwand, welches Stadium der vorhergehenden Restaurierungen wird
bewahrt, wie drückt sich der Hersteller des Bildes aus, alles Fragen, die Armin
– so empfand Pantalone es – elegant beantwortete.
Alles das fiel Pantalone ein,
als er und der bologneser Schlaumeier begannen, im Netz alte Photographien zu
sammeln. Pantalone weiß nicht genau, ob Dottore einmal unerwartet Geschmack
bewies oder ob er sich nur anpasste, als Sebah zum Liebling erkoren wurde,
werden musste. Seitdem grasen beide immer wieder das Netz in allen Google-Länder-Versionen und fremden Suchmaschinen ab, stets auf der Suche nach Bildern von Sebah (& Joallier). Jüngst sind wir in Südamerika
reich beschenkt worden, weit über 100 Bilder aus Ägypten waren auf der Seite
der „Biblioteca Digital del Patrimonio Iberoamericano“ vorhanden, alle in
vorzüglicher Pixelanzahl, wahrscheinlich ein Teil des Nachlasses von Dom Pedro
II. Völlig anders war das als die kleinkarierten Darstellungen deutscher
Bildquellen, einschließlich der geplanten DDB, die sich insoweit zu Recht auf
die ebenfalls kleinliche Website von Europeana bezieht.
Nun ist Pantalone schon so
weitschweifig geworden, dass es kaum einen Unterschied zu dem „Gelehrten“ aus
Bologna zu geben scheint, daher nun zur
Sache.
Dies Bild ist im Netz
ersichtlich, es kann dort im Maße von 3691 x 2837 heruntergeladen werden. Das Bildobjekt
ist verehrungswürdig, zeigt es doch das berühmteste griechische Theater in
allerdings kaiserzeitlicher Fassung. Die Aufnahme selbst ist grottenschlecht,
offenbar hatte Sebah keinen guten Tag. Gegenüber des Skenenaufbaus würde man
langsam, aber unaufhaltsam vom Sitz rutschen, auf den seitlichen Sitzen würde
man Platz nehmen, wenn man so agieren will, wie Ovid in Ars Amatoria I, 139f.
empfohlen hat, günstig wäre es, zu den Parodoi hin zu sitzen, damit sie auf
einen zurutscht. Konnte Pantalone bei der Würdigung des ebenfalls schiefen
Bildes des Hadriansbogen Sebah noch jüngst Hunger zu Gute halten, so fehlen jetzt doch
ob der Nachlässigkeit jegliche mildernden Umstände. Er hat das Bild schlicht vergeigt,
nicht im Geringsten auf die Beseitigung der stürzenden Linien geachtet.
Als erstes muss nun die
gröbste Verschiebung korrigiert werden, die Randmauer der Akropolis bleibt
senkrecht, aber die Tür der Hütte ist noch nach rechts geneigt. Der Zuschauer
vorne ist in seinem Oberkörper gestaucht, was wohl kaum zu beheben ist, die
Priestersitze in der Mitte verbleiben ebenfalls in unrichtiger Neigung.
Zwar steigt im vorderen
Bildabschnitt eine Treppe durch die Cavea, aber sie muss geopfert werden.
Durch die rechtsseitige
Verzerrung ist das Gesamtbild etwas gestaucht worden, es wird gestreckt.
Aus dem Ursprungsbild werden
beide Unterschriften herauskopiert und eingefügt, die fehlende Ecke unten
rechts aus „Bordmitteln“, also aus dem Bild, ergänzt.
Nun muss nur noch die Tür
gerichtet werden, dazu wird die rechte Bildseite um ihre Mitte leicht nach
außen (unten), bzw. innen (oben) verzerrt. Bildfehler, also solche aus der Herstellung
der Ablichtung und dem Scanvorgang, werden beseitigt, noch eine winzige
Streckung nach oben links, leichte Erhöhung der Kontraste und: Sebah wäre stolz
auf dieses Bild. Daher wird es auch in der bisher einmaligen Größe (3691 x 2568
Pixel) in diesem Blog veröffentlicht. Daher erkennt man auch das unbenutzte
Stativ auf dem Bühnenunterbau, dahinter das Zelt, das wohl vom Meister gebraucht
wurde. Ganz in der Ferne schimmert das Zappeion durch, der Klassizismus
verharrte eben länger in Griechenland.
Heute sieht das Theater von oben
gesehen nicht sehr viel anders aus, allerdings nahen sich düstere Gestalten in
Form von Anastilisten, aber darüber zu schimpfen bleibt Dottore vorbehalten.
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