Der häufig zitierte Spruch
des Kaisers Vespasians lautet umgekehrt: Pecunia non olet, Geld stinkt
nicht. Fast immer wird die Herkunft der Redewendung damit in Verbindung
gebracht, der Kaiser habe eine Art Benutzungsgebühr der öffentlichen Latrinen für
das Wasserlassen erhoben, in Wirklichkeit wurde aber das Sammeln des Urins
besteuert. Der wurde nämlich dringend gebraucht, weil die Römer keine Seife
kannten, also möglichst angegammelten Urin brauchten, um Wäsche zu reinigen.
Die Wäschereibesitzer mussten nach dem Willen des findigen Kaisers das Sammeln des
benötigten Rohstoffes versteuern.
Seitdem Pantalone Steuern
entrichten musste, ist ein Teil auch seiner Zwangsabgabe an den Staat dafür
verwendet worden, Autobahnen zu bauen. Eine einmal gebaute Straße wird jedoch häufig
benutzt, nach einem gewissen Zeitraum ist eine Reparatur ggf. eine Grundsanierung
notwendig, ergo muss weiter gezahlt werden. Jedoch beschädigt selbst häufiges
Pinkeln in die Urinale der Raststätten diese Geräte nicht. Gleichwohl wurde
dafür seit mehr als einem Jahrzehnt eine Abgabe erhoben, die als Benutzungsgebühr
kaschiert wurde. Bei der Änderung wurde dem mündigen Bürger vermittelt, er
könne das Entgelt wieder dadurch wettmachen, dass er danach für die dabei
errungene Pissmarke im gleichen Wert bei der Raststätte etwas erhalten könne,
so als sei der mündige Bürger ein Durchlaufapparat, der alsbald nach der
teilweisen Entleerung wieder aufgefüllt werden müsse. Das Ganze sei also – so die
bemäntelnde Argumentation damals – kostenneutral.
Festzustellen bleibt, nunmehr
müssen € 0,75 entrichtet werden, von denen nur € 0,50 in der Form von Cappuccino
erstattet werden.
Insgesamt bleibt also festzuhalten:
1.
Der Staat hält den mündigen
Bürger für ein vergessliches Wesen, weil er sich nicht mehr an sein Versprechen
bei der Einführung der „Gebühr“ erinnern wird.
2.
Der mündige Bürger muss durch
seine Steuern etwas bezahlen, nämlich den Bau von Raststätten, was dann der
Staat privatisierte zum Nutzen der nun privaten Betreiber, denn Gewinne dürfen
auf keinen Fall vergesellschaftet werden.
3.
Klappt dann der private
Reibach nicht, sprich: ist das Pinkulatorium nicht ein lohnendes Nebengeschäft,
nun einfach, dann darf der private Betreiber eben dafür nach Belieben Geld
verlangen, so als habe er die Einrichtung erbaut.
4.
Da das Pinkeln an Rastplätzen
untunlich ist, sind Berufskraftfahrer gehalten, die teuren Pissoire der
Tankstellen zu benutzen. Nach einer Anweisung des Bundesfinanzministeriums müssen
sie aber darüber Belege sammeln, damit ihnen die entsprechenden Auslagen
erstattet werden können.
Schäuble fällt weit hinter
Vespasian zurück. Dabei haben die Römer bei der Verrichtung ihrer diesbezüglichen
Geschäfte noch zum einen freundlich nebeneinandergesessen, was unüblich
geworden ist. Zum anderen konnten sie ihrer Phantasie noch nachhängen, waren
doch bisweilen die notwendigen Gerätschaften anheimelnd ausgestattet, hier in
der Form des Streitwagens, wie er beim Triumphzug benutzt wurde.
Wenn also heute die
Privatbetreiber Pantalone ein Urinal zur Verfügung stellten, in den auf der
Rückwand ein Schlitz mit Glasabdeckung eingebaut wäre, in den man das Bild des jeweiligen
Hasssubjektes einschieben könnte, dann wäre Pantalone gerne bereit, dafür eben
jene € 0,25 mehr zu entrichten, Kapitalismus muss eben ideenreich sein, wenn
schon, denn schon.
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