Wenn man – wie Dottore – seit
über 50 Jahren häufig in die identische Gegend reist, so reizt es, die
Veränderungen festzustellen. 1962 war Antalya ein beschauliches Städtchen wie Bad
Schwalbach im Taunus, heute hat Köln Mühe, an Bevölkerungsanzahl mitzuhalten.
Aber solche Änderungen sind nicht sinnlich zu vermitteln, es ist nötig, erläuternde
Erklärungen hinzuzufügen, also kurz: es wird langweilig.
Besser scheint es da, auf
Bildern die veränderten Objekte zu zeigen, wer nostalgisch gesinnt ist, mag dann
solchen Anwandlungen nachhängen, wer kühl analysiert, denkt an
Selbstverständlichkeit, wer Bilder mag, schätzt diese um ihrer selbst willen.
Ganz ehrlich, Dottore und Pantalone haben gemeinsam eine gewisse Scheu, in der
Kiste der eigenen Bilder von damals zu kramen, wie sie es in Bursa taten. Zu rasch
wird einem dann nämlich bewusst, wie sehr man teilweise in eine Zeit hineinragt,
die schon als museal betrachtet wird. Daher nun Vergleichsbilder, die ohne Reizung
der narzisstischen Persönlichkeit präsentiert werden können.
Das ansonsten rühmliche Beazley-Archiv
behauptet, das Bild gäbe Mykenai wieder, weit gefehlt, es ist unzweifelhaft
Troja, wie das Bild von 2010 zeigt.
Ellis Colnaghi begleitete 1853
C.T. Newton auf dessen Reise durch die Südtürkei. In Kaş trennte er sich von
ihm und machte einen Schlenker durch das Innere Lykiens, dabei nahm er u.a. von
der Flussnekropole in Myra am Grab 81 ein in der Literatur vielfach
ausgedeutetes Relief auf, das in den fast 160 Jahren seitdem kaum Schaden
genommen hat, der Riss im anstehenden Felsen hat sich etwas verbreitert.
Wie in einem anderen Post
schon geschildert führte der Krimkrieg dazu, dass englische Altertumsforscher
im Osmanischen Reich agieren duften, wo sie daher auch entsprechend den
damaligen Vorstellungen von „Grabung“ ziemlich wühlten. C.T. Newton durfte sich
dabei auf Matrosen der Marine seiner Majestät stützen, wobei dem Corporal J.
McCartney der Befehl erteilt wurde, zu photographieren: er also nahm 1858 die
Felswand oberhalb des Demeterheiligtums in Knidos auf.
Unbekannt ist Dottore, wer
seinerzeit das Theater in Laodikeia aufnahm; bemerkenswert ist nur, wie wenig
sich seitdem geändert hat, was keine Kritik der jetzigen Forscher an dieser ist
(allerdings könnte der von der Skene stammende Torso doch vielleicht besser
geschützt werden)
Der vermehrte Tourismus legte
es 1890 Sebah & Joallier nahe, auch Bilder von Pergamon zu verkaufen. Vom
großen römischen Theater steht nur noch dieser Bogen, der zu „malerischen“ Bildern
Anlass gibt.
Das pergamenische
Amphitheater – gottlob eines der wenigen dieser Bauten in Kleinasien – ist im
Grün des Schuttes über ihm versunken, nur der durchlaufende Bach konnte nicht von
ihm dauerhaft überdeckt werden.
Nur wegen des Gegensatzes
zwischen 1890 und 2009 wird das Eski Kapliça nochmals gezeigt, auch als Triumpf
über den alles Kältere beschlagende Dampf.
John Henry Haynes war Lehrer
in Konstantinopel, er lernte einen Photographen kennen, der ihn in diese Kunstfertigkeit
einweihte. Danach zog er selbst mit einem rein photographischen Gepäck von über
50 kg durch das Osmanische Reich und nahm Altertümer auf. Hier war die Kirche 8
in Binbirkilise sein Objekt. Ein Erdbeben zerstörte diesen schönen Rundbau so
nachhaltig, dass schon Gertrude Bell 30 Jahre später nur noch geringe Reste
aufnehmen konnte, nun sind diese auch noch weniger geworden. Haynes wur-de
später Archäologieprofessor in USA, heute reichen dazu gute Fotos nicht mehr
aus.
Besagter Colnaghi hatte auch
einen Blick für die byzantinischen Überbleibsel, so eben nahm er auch die von
Dottore so geschätzte Ruine der Kirche von Dere Agzy auf, das Bild wird auch im
Beazleyarchiv verwahrt, allerdings ohne präzise Benennung (265 Lycia), ein
wenig peinlich.
Auch Haynes hatte Augen für
die Wunder des Landes, auch wenn sie nicht aus dem klassischen Altertum
stammten. Hier nahm er das Eingangstor der (westlichen) Sultanhan-Karawanserei
auf. Moped statt Pferd; aber das wirklich besondere daran ist, dass hier nicht
wie wild anastilosiert wurde, sondern es bei reinen Erhaltungsmaßnahmen blieb
(anders als in Obruk-Han!).
Damals war das Tor zum
inneren Abschnitt der Herberge aus Gründen der Erhaltung zugesetzt, nun strömen
Scharen von Besuchern hindurch. Elitär auf Touristen herabzuschauen, weil man
nur wenige Jahre früher da war, ist hohl, wie stünde Dottore anson-sten vor
Haynes dar.
Freuen wir uns darüber, dass
sehr viel noch da ist, kein Bombenkrieg die Errungenschaften der Menschheit wegblies
wie das Schloss in Hannover, die Kirche in Dresden, beides nun als modernes
Rekonstrukt wieder zu besehen.
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