Die Falkenburg in Köln-Lindenthal wurde im Revolutionsjahr
1848 eingeweiht, sie war ein typischer Bau des Historismus, der sich in seiner
Hinwendung zur Gotik auch auf Schinkel stützen kann. Im Jahre 1878 kaufte der
Urgroßvater von Dottore das Bauwerk, in dem er ein Handelsunternehmen für
Gastwirtsbedarf betrieb. Ein Sohn machte eine Banklehre und wäre auch gerne in
diesem Beruf verblieben, aber sein Vater bestimmte ihn zu seinem Nachfolger. So
blieb denn die Falkenburg bis Anfang der 1930er Jahre in Familienbesitz, bis
1945 war eine Brauerei Eigentümerin, heute steht auf dem dreieckigen Grundstück
ein Wohnblock. Fast nichts mehr erinnert an das Gebäude, nur, wenn in der Uhlandstraße
wenig Autos parken, kann man dort einige abgeschrägte Bordsteine sehen, sie
markieren vor einer abweisenden Hauswand noch die damalige Einfahrt zur
Falkenburg.
Das unvergleichliche Bild von August Sander begeistert schon
durch den Schwung der parabelartig von der linken unteren Ecke ins Bild
hineinzieht.
Zu recht gibt es ein Foto vom Meister in der Dunkelkammer,
denn das Negativ sah ganz anders aus. Gezaubert hat er nicht nur bei der
Aufnahme: In der Fotokiste der Familie befindet sich ein Kontaktabzug des Negativs,
das eine ganz herkömmliche Sicht wiedergibt, die technische Virtuosität war –
wie fast überall – auch bei Sander eine
der Vorrausetzungen für die Großartigkeit seiner Darstellungen.
Das wohl früheste Bild, das Dottore bekannt ist, zeigt noch
die Fahnenstange auf dem Mittelturm, das Gebäude ist von der Krieler Straße aus
aufgenommen. Die Anbauten zeigen, hier war ein Gewerbebetrieb ansässig.
Irgendjemand muss einmal dieses Bild aus einem Album mit
wohl gedruckten Fotos abfotografiert haben, jedenfalls kann man auf dem
überkommenen „Original“ noch den Bildrand und den Farbton des Druckes erkennen.
Das nächste ist gleichsam das offiziöse Bild der fünf Kinder
des Großvaters von Dottore. Sofern die Gespräche auf die Kinder- und Jugendzeit
kamen, wischte der Name Falkenburg immer ein seliges Lächeln auf ihre
Gesichter. In den vier kleinen Ecktürmen hausten Käuzchen, deren nachgeahmter Pfiff
der Verständigungslaut der Kinder war.
Die Brauerei hat nach der Zerstörung der Falkenburg im
letzten Jahr des Krieges dann einen Bierdeckel nostalgisch gestalten lassen, das
Bild orientiert sich am Foto von August Sander. Dass sich der Grafiker nicht
entblödete, trotz des Schweinchenrosas seinen Namen anzuführen, zeugt von einem
gerüttelten Maß an Unbesonnenheit.
Es wurde in der Falkenburg nicht nur Handel getrieben,
sondern auch Likör, vielleicht sogar Schnaps hergestellt. Dottores Großvater
kommt mit dem Vorarbeiter aus den Kellergewölben. Rohre und Fässer zeugen von
ungeahnten biochemischen Vorgängen.
Zum Vertrieb waren Kutschen und Pferdewagen nötig, auf dem
Pferd sitzen neben dem kleinen Sohn des Kutschers Heinrich die beiden ältesten
Söhne.
Die eingangs erwähnte Fahnenstange wurde nicht entsorgt, sondern
lag noch Jahrzehnte auf der Freifläche des Mittelturmes. Annemarie und Friedel
posieren dort, auf der Fahnenstange sitzend. Links kann man die Spitzen der
Domtürme erahnen, rechts hinter Friedel ragt die damalige Spitze des Turmes von
St. Stephan auf.
Auf diesem Kommunionsbild von 1926 ist erkennbar, dass
Annemarie es geschafft hat, sie hat ihre Zöpfe gegen einen begehrten Bubikopf
tauschen dürfen, ein unerhörtes Ereignis. Et Friedel hätt noch sing Zöpp.
Als Dottore das letzte Bild im Netz entdeckte, nahm er
Kontakt mit dem Websiteninhaber auf, der ihm versprach, ein Bild der Postkarte
mit besserer Auflösung bei Gelegenheit zu scannen, aber augenblicklich sei sein
Scanner außer Betrieb. Als Dottore nach zwei Jahren wieder vorsichtig
nachfragte, meldete sich seine Tochter mit der traurigen Nachricht, ihr Vater
sei verstorben. Alle seine Unterlagen wären nicht mehr da.
So widme ich denn diese Seite dem Menschen, der die Falkenburg
noch von innen gesehen hat, es ist Friedel, die 98jährig in Düsseldorf lebt.
Noch heute lässt die Erwähnung der Falkenburg ein erfreutes Lächeln über ihr Gesicht
huschen.
Im übrigen, dies als Nachtrag vom 23.07.2013, et Friedel hätt et geschaff: Alle Mitglieder der Familie zeichnen sich nicht durch übergroße Schönheit aus, dies Manko müssen sie durch Geist und Liebenswürdigkeit ausgleichen. Nun aber hat es Friedel doch noch zum Model geschafft. Mit fast 99 Jahren prangte ihr Abbild für kurze Zeit an den Litfaßsäulen Düsseldorfs. Sie schaut aber auch zu herzerfrischend drein.
Im übrigen, dies als Nachtrag vom 23.07.2013, et Friedel hätt et geschaff: Alle Mitglieder der Familie zeichnen sich nicht durch übergroße Schönheit aus, dies Manko müssen sie durch Geist und Liebenswürdigkeit ausgleichen. Nun aber hat es Friedel doch noch zum Model geschafft. Mit fast 99 Jahren prangte ihr Abbild für kurze Zeit an den Litfaßsäulen Düsseldorfs. Sie schaut aber auch zu herzerfrischend drein.
Der Begriff des Familienarchivs hört sich gediegen an, es handelt sich bei der weitverzweigten Familie allerdings um mehrere Blechkisten an den jeweiligen Wohnorten, in denen - weil Fotoalben aus der Mode gekommen sind - haufenweise Bilder liegen, allerdings im abnehmenden Maße. Im Zeitalter der digitalen Fotografie wird mehr aufgenommen, aber ungleich weniger aufs Papier gebannt, allenfalls am PC sieht man noch die festgehaltenen Momente. Da jedoch von der Falkenburg so wenig Bilder erhalten sind, hier noch eines, das Pantalone beim Wühlen in anderen Kisten entdeckte: Es zeigt das Gebäude von der Falkenburgstraße her.
Caro pantalone,
AntwortenLöschenGentile dottore,
auf der Suche nach der Falkenburg, von der ich erst letztes Jahr erfahren habe, bin ich über ihren Blog gestolpert.
Bei einem Gespräch mit der Kusine (92 Jahre) meines Vaters über meinen Urgroßvater, erzählte sie das dieser, Engelbert Schneider, eine Lehre in der Falkenburg, bei ihrem Urgroßvater absolviert hat. Und auch später noch verbunden mit ihm war. Das ergibt sich daraus das sie (die Kusine) Engelbert Sen. ins Altenheim/alters Wohnsitz in der Lindenstraße begleitet hat, um (dottores) Urgroßvater zu besuchen.
Da Engelbert 1875 geboren wurde und wahrscheinlich mit 14 Jahren in die Lehre gegangen ist, wird er um 1890 in der Falkenburg gearbeitet haben.
Vielleicht gibt es ja Dokumente oder Fotografien der Mitarbeiter aus dieser Zeit?
Später hat Engelbert dann mehrere Gastwirtschaften in Köln betrieben, u.a. das heutige Alcazar (damals, in den 1930 Jahren, Restaurant Schneider) Ecke Brüsseler und Bismarckstraße.
Danke schon einmal für den interessanten Bericht über die Falkenburg.
Herzliche Grüße,
Ludger Schneider
PS: bei Interesse finden sie hier meine Kontakt Daten:
http://www.ludgerschneider.de/kontakt.html