Donnerstag, 26. November 2015

Strafbare Geldvermehrung

Manchen Berufen wird nachgesagt, sie hätten quasi „die Lizenz zum Gelddrucken“, früher waren das einmal die Apotheker, dann waren es die Bayrischen Notare, heute könnte man es den „Investmentbankern“ andichten.  Aber festzuhalten bleibt, Geld wird anders produziert. Das Nachmachen von Banknoten ist strafbar, denn selbst wenn es perfekt gelänge, würde doch jemand geschädigt, spätestens der Staat und die Gesellschaft, weil dann zu viel Geld im Umlauf ist, also eine Entwertung eintritt. Daher erscheint es angebracht, denjenigen, die zur Produktion von Banknoten, also zur Schaffung von Geld berechtigt sind, Grenzen zu setzen, deren Überschreitung sie der Gefahr der Strafe aussetzt. Draghi und Konsorten sollen nicht ohne persönliches Risiko einfach das weiter machen dürfen, was in ihren Heimatländern jahrzehntelang üblich war. Die nachfolgende Regelung ist § 146 StGB nachempfunden:

§ 146 a Geldherstellung

(1) Mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren wird bestraft, wer
1.      Geld in der Absicht herstellt, dass es als werthaltig in den Verkehr gebracht oder sonst wie verwendet wird oder dass ein solches Inverkehrbringen ermöglicht werde, oder Geld in dieser Absicht so herstellt, dass der Anschein eines Wertes hervorgerufen wird,
2.      derartig hergestelltes Geld in dieser Absicht sich verschafft oder feilhält oder
3.      derartig hergestelltes Geld, das er unter den Voraussetzungen der Nummern 1 oder 2 hergestellt oder sich verschafft hat, als werthaltig in den Verkehr bringt.
(2) Handelt der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande oder sonstigen Gruppe, die sich zur fortgesetzten Begehung der Geldproduktion oder –vermehrung verbunden hat, so ist die Freiheitsstrafe nicht unter vier Jahren.
(3) In minder schweren Fällen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen. Ein minder schwerer Fall liegt nicht vor, wenn der Täter auf Grund von Anstiftung beteiligter Wirtschaftsgruppen oder von Regierungsstellen gehandelt hat.


Sonntag, 22. November 2015

Seehofer und Konsorten

Es gibt sie in jeder Gruppe und in jeder Partei, mehr oder weniger brillante Köpfe, die immer nur eins im Sinne haben, das zu sagen oder zu tun, was ihnen selbst nützt. Dabei müssen je nach Richtung und Applaus bisweilen sogar Dinge gesagt und gemacht werden, die von allgemeinem Vorteil sind, aber das ist in deren Augen nur ein Kollateralnutzen, Hauptsache sie kommen weiter. Ihre Findigkeit führt dazu, dass sie lange als profiliert und sachkundig angesehen werden, jedoch das ist nur das notwenige Mimikry. Als Lafontaine auf dem Mannheimer Parteitag im Frontalangriff den bräsigen Scharping abservierte, der noch nicht einmal unverbeult das Pentagon aufsuchen kann, war das eine angenehme Personalie, aber um welchen Preis! Statt eines Langweilers war nun ein eitler Ehrgeizling am Steuerruder. (Denn eitel ist man, wenn man mit vierzig den Scheitel nahe ans Ohr verlegt, um keine Glatze zeigen zu müssen. Carlo Ponti war ein kleiner dicker Mann mit Glatze und er heiratete die schönste Frau der Welt und zeugte mit ihr wunderbare Kinder, gell Oskar, so sieht Souveränität aus!)

Nunmehr scheint es in der CSU zu dämmern, dass der Seehofer auch zu diesem Menschentypus zählt. Wenn nämlich bei der CSU keine Stimmenquote auf das Alphatier entfällt, wie sie im abgestorbenen Marxismus-Senilismus üblich war, dann werdens dortunten nachdenklich. Seehofer redet und handelt nur populistisch, weil er egomanisch ist. Stellte Bloch fest: "Bei Marx ist nicht deshalb ein Gedanke wahr, weil er nützlich ist, sondern weil er wahr ist, ist er auch nützlich“, so steht für Seehofer fest, ein Gedanke ist nur günstig, wenn er ihm selber nützt. Daher gilt für ihn: Die große Distanz zur Wahrheit und die durch den eigensüchtigen Scheuklappenblick verstellte Sicht auf ferne Vernunft bewirken Wirrnisse und Schäbigkeiten. Allerdings scheinen die personellen Alternativen auch wieder keine Lichtgestalten zu sein.

Da Ideenreichtum fast immer nur einen Mangel an Belesenheit offenbart,  ist das Nachfolgende vielleicht nur langweilig. Selb – selber – selbst, das sieht doch stark nach Steigerung eines Adjektivs aus. Die Ausgangsform kommt nur noch bei „Anna Selbdritt“ vor oder bei Porzellan, der Komparativ veranlasste Jandl:

sieben kinder

wieviele kinder haben sie eigentlich? - sieber
zwei van der ersten frau
zwei van der zweiten frau
zwei van der dritten frau
und eins
ein ganz kleins
van mir selber


Und wegen des Superlativs guckt man sich die beschriebenen Typen an, die daher keine Charaktere sind.

Dienstag, 10. November 2015

Schmidt und andere

Da ist dem Texter beim Stern doch ein kapitaler Fehler unterlaufen, aber Dottore sieht sich gehindert, darüber herzuziehen. Ihm ist Gleiches passiert. Da brachte vor vielen Jahren der Verlag 2001 eine Reihe von CDs heraus, auf denen Arno Schmidt zu hören war. Die Tondokumente waren bei verschiedenen Sendeanstalten aus den Archiven geklaubt worden, man hörte den Bargfelder reden, immer seiner Bedeutung bewusst.


Nun liebt es Dottore nicht, solche Tonträger in Pappschachtel aufzubewahren, also sollten sie fürderhin in sog. Jewel Cases wohnen. Dazu gab es vom Sohn eine Worddatei, mit deren Hilfe sich solch inneren Umschläge dafür herstellen ließen. Senkrecht war der Name einzugeben nebst einem Hinweis auf die CD. Als Dottore gerade dabei war, fiel ihm wegen des ähnlichen Namens Alfred Schmidt ein, er sann über die Frage nach, ob dieser nur Marxologe oder auch etwa Marxist gewesen sei, die nicht ganz leicht zu findende Antwort beschäftigte ihn. Als Dottore dann erfreut über seine Arbeit die sieben Jewel Cases ins Regal stellte, bemerkte er, dass nach ihrer Bezeichnung nicht der Bargfelder Polyhistor nach eigener Einschätzung, sondern offenbar der Frankfurter Denker der Autor der CDs geworden war. Und so stehen sie noch heute da, falsa demontratio non nocet. Ehrlichkeit hindert nun Dottore, dem offenbar jungen Menschen beim Stern mit Spott zu übergießen. Über Arno Schmidt gibt es die von Herrn Reemtsma erfundene Heiligenverehrung, wie angenehm ist dagegen die Novelle von Uwe Timm „Freitisch“, der sich auf eine ihm adäquate Weise anmetert,  genial und treffsicher ausgedacht, der Meister wäre mit Sicherheit darauf hereingefallen.

„Sag´ mal Dotttore, willst du nichts über den anderen Schmidt schreiben?“

„Du meinst den großen Raucher? Da lassen nun alle Journalisten  die seit Jahren gehorteten und bisweilen auf den neueren Stand gebrachten Nachrufe raus, das soll man nicht vermehren. Aber eine schöne Geschichte weiß ich, die man sich gerne in Hessen Süd so erzählte.“

Hilmar Hoffmann war als Kulturreferent in Frankfurt/Main tätig und hat dabei – meist in einer großen Koalition – die Ufer des Mains verändert. Die SPD fand, der Bundeskanzler solle einmal aus erster Hand etwas über die Möglichkeiten (und Grenzen) kommunaler Kulturpolitik erfahren. Es wurde ein Termin verabredet und Hilmar Hoffmann fuhr nach Bonn. Gleich zu Beginn erläuterte der Bundeskanzler seine Vorstellungen von kommunaler Kulturpolitik, eingebunden in die Weltsicht der Wirtschaft, nach dem Ende des auf 45 Minuten befristeten Gesprächs wusste Hilmar Hoffmann, was der damalige Bundeskanzler dachte, der selber ob seiner Suada nichts Neues erfahren hatte.

Weise kann man erst werden, wenn kein Amt mehr zu ununterbrochenem Handeln zu nötigen scheint.